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Floyd Landis

© dpa

Doping-Geständnis: Floyd Landis: So weit, so rein

Der Radprofi Floyd Landis hatte einst all sein Vermögen von zwei Millionen Dollar in Anwälte investiert, um zu beweisen, dass er nicht gedopt habe. Plötzlich gibt er alles zu.

Es ist doch kurios mit den Doping-Geständnissen im Sport: Fast immer suggeriert einer, er wolle unbedingt endlich alles zugeben, um sich in Zukunft reinen Gewissens schlafen legen zu können. Und fast immer hat man anschließend den Eindruck, der reuige Sünder oder die reuige Sünderin habe immer noch nicht alles offen gelegt.

Nehmen wir das aktuelle Beispiel Floyd Landis. Der Radprofi hatte einst all sein Vermögen von zwei Millionen Dollar in Anwälte investiert, um zu beweisen, dass er nicht gedopt habe. Und plötzlich gibt Floyd Landis zu, seit 2002 gedopt zu haben. Mit Epo, Testosteron, Wachstumshormonen und Blut-Transfusionen, das ganze Programm also. So weit, so rein das Gewissen. Kurioserweise aber will er ausgerechnet bei seinem Toursieg 2006 nicht gedopt gewesen sein. Also exakt in jenem Moment, als er des Dopings überführt worden ist. Das klingt absurd, und ist es wohl auch. Floyd Landis dürfte vielmehr verhindern wollen, dass er jetzt auch noch wegen Meineids angeklagt werden kann. Sein jahrelanges Leugnen vor Gericht soll ihn neben dem vielen Geld nicht auch noch eine mehrjährige Haftstrafe kosten.

Dieses Verhalten ist nicht neu. Auch der Sprinter Ben Johnson hat zugegeben, jahrelang gedopt zu haben. Mit einer Einschränkung: Bei den Olympischen Spielen 1988 in Seoul, als er des Dopings überführt worden ist, da hat er nicht gedopt. Jemand müsse ihm etwas ins Essen gemischt haben, behauptete er noch vor wenigen Jahren. Oder Marion Jones, die sich gerade tränenreich ein neues Image als geläuterte Sünderin verschafft, aber weiterhin nur das zugibt, was man ihr nachweisen kann. Von Doping mit Epo oder durch Wachstumshormone, wie es in den Ermittlungsakten steht, spricht sie nicht. Und wer glaubt eigentlich Erik Zabel, der sagt, dass er habe exakt einmal in einer längst verjährten Woche gedopt habe – und danach nie wieder?

Sportler-Geständnisse sind meistens Teil-Geständnisse, die das Ziel haben, schlimmer Folgen zu verhindern. Das ist nur menschlich und ist im Übrigen auch das gute Recht des Einzelnen. Auch in Deutschland gibt es das Recht zu schweigen, bevor sich der Angeklagte selbst belastet. So aber wird der Sportinteressierte wohl nie das gesamte Ausmaß des Dopings im Sport erfahren.

Doch auch die Teilgeständnisse haben ihren Nutzen. So hat Floyd Landis offenbar einen ersten Einblick in die Doping-Praktiken beim Team US Postal gegeben. Hat Levi Leipheimer und Dave Zabriskie des Epo-Dopings bezichtigt. Beschuldigte seinen früheren Teamchef Johan Bruynell der Doping-Organisation. Und belastet seinen ehemaligen Mannschaftskollegen, den siebenmaligen Toursieger Lance Armstrong. Der widersprach stets den immer zahlreicher werdenden Dopinggerüchten und -beweisen. Aber das hat Floyd Landis jahrelang auch getan.

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