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Doping: Spiele mit Substanz

Unser Olympia-Reporter Friedhard Teuffel analysiert die bisherigen Doping-Fälle.

Meistens wird ein Dopingverdacht nur hinter vorgehaltener Hand geäußert, aber Melanie Seeger legte keinen Wert mehr auf Anonymität. Über Olga Kaniskina, die Siegerin im Wettbewerb 20 Kilometer Gehen, sagte Seeger: „Die Russin kommt aus einer Trainingsgruppe, wo die Hälfte gedopt ist. Wir müssen überlegen, ob sich das überhaupt noch lohnt.“

Die Dopingprobe könnte bei der Aufklärung helfen, ob hier nur eine frustrierte 23. sprach, oder ob Seeger einen berechtigten Verdacht äußerte. „Die Spitze kann Zeiten gehen, da können wir trainieren, so viel wir wollen“, sagte Seeger. „Ich hoffe, dass die große Bombe platzt und wir unsere Chance bekommen.“ Schon vor den Spielen in Peking waren sieben russische Leichtathletinnen wegen Dopingverdachts suspendiert worden, das hatte Seegers Misstrauen noch einmal verstärkt.

Die Dopingfälle bislang

Die Pferde einmal ausgenommen gab es bislang fünf Dopingfälle bei diesen Olympischen Spielen und der spektakulärste betraf die ukrainische Siebenkämpferin Ludmilla Blonska. Sie hatte die Silbermedaille gewonnen. Die Teilnahme an den Spielen in Peking war schon ihre zweite Chance. 2003 war ihr Doping mit dem Anabolikum Stanazolol nachgewiesen worden. Diesmal war wieder ein Anabolikum im Spiel.

Bei diesen Olympischen Spielen wird jedoch erneut deutlich, dass die Welt auch beim Doping in verschiedene Teile zerfallen ist. Länder aus Osteuropa etwa bedienen sich noch immer billigeren und leichter nachweisbaren Dopingmitteln -  wie eben Blonska. In anderen Ländern sind dagegen Cocktails im Einsatz aus schwer bis gar nicht nachweisbaren Substanzen.

Rechtzeitig abgesetzt

Vor allem haben die Athleten ihre Mittel rechtzeitig vor den Spielen abgesetzt. Da nützt es nichts, wenn bei ihnen im Olympischen Dorf nun jeden zweiten Tag der Kontrolleur vorbeischaut, das Programm mit 4500 Kontrollen in Peking schreckt allenfalls etwas ab und erwischt diejenigen, die auf einfachem Niveau dopen. „Wir brauchen künftig noch intelligentere Zielkontrollen in der Vorbereitungsphase. Die Athleten müssen mit den Kontrollen überrascht werden, auch an mehreren Tagen hintereinander“, sagte Ulrike Spitz, die Sprecherin der Nationalen Anti-Doping-Agentur.

Die anderen vier Fälle in Peking sind die spanische Radfahrerin Maria Isabel Moreno, die mit Epo überführt wurde, der nordkoreanische Schütze Kim Jong-Su (Betablocker), der einmal Bronze und einmal Silber gewonnen hatte, sowie eine vietnamesische Kunstturnerin (Diuretikum) und die griechische 400-Meter-Hürdenläuferin Fani Halkia (Steroid). Halkia, Olympiasiegerin von 2004, hatte schon früher großen Verdacht erregt, war bislang jedoch davongekommen.

Proben werden eingefroren

Zahlreiche Weltrekorde, gerade im Schwimmen und in der Leichtathletik nähren die bestehenden Zweifel. Die Proben von Peking werden nun acht Jahre lang eingefroren und können jederzeit noch einmal untersucht werden.

Was Doping bewirken kann, zeigte in Peking der ungarische Diskuswerfer Robert Fazekas. In Athen war er mit 70,93 Meter Olympaisieger geworden. Jedoch hatte der Ungar genau wie sein Landsmann Adrian Annus, der Gold im Hammerwerfen gewonnen hatte, bei der Dopingprobe fremden Urin abgegeben. Sie erhielten die übliche Zwei-Jahres-Sperre und verloren ihre Medaillen. In Peking kam Fazekas nun auf die olympische Bühne zurück – und warf 63,43 Meter.

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