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Sport: Doping wird teuer

Die Radprofis sollen sich verpflichten, ein Jahresgehalt Strafe zu zahlen

Berlin - Wer zur Tour de France will, muss unterschreiben. Und im Fall der Fälle viel bezahlen. Der Radsport-Weltverband UCI hat gestern in Genf bekannt gegeben, dass er von allen 600 Profis, die für die Rennställe der Pro Tour fahren, eine umfangreiche Selbstverpflichtung verlangt. In dieser Verpflichtung steht, dass Fahrer für ein Doping-Vergehen neben der üblichen Sperre auch ein gesamtes Jahresgehalt als Strafe zahlen müssen.

Zudem sollen sich alle Fahrer bereit erklären, dass die spanischen Behörden eine DNS-Probe mit den in der „Operacion Puerto“ sichergestellten 200 Blutbeuteln abgleichen können. Bei dem für zwei Jahre gesperrten Ivan Basso und dem zurückgetretenen Jan Ullrich waren solche Abgleiche positiv ausgefallen. Die UCI hat erst 1000 der insgesamt 6000 Seiten der spanischen Ermittlungsakten zur Auswertung bekommen und erhofft sich von den DNS-Proben weitere Aufschlüsse über die Klienten des Dopingarztes Eufemiano Fuentes.

Den Profis wird bis zum Start der Tour de France am 7. Juli Zeit gegeben, die Verpflichtung zu unterschreiben. „Nach meinen Vorstellungen kann es keinen Tourstart geben, für die, die nicht unterschreiben“, sagte UCI-Präsident Pat McQuaid. Nach der Sitzung mit der UCI stimmten auch die 19 Teams der Pro Tour der Regelung einstimmig zu. Sie einigten sich darauf, dass sie für die Tour de France nur Fahrer niminieren, die unterschreiben. Nicht mehr mit abgestimmt hat das 20. Team, Discovery Channel. Die Mannschaft, an der der siebenmalige Tour-Sieger Lance Armstrong beteiligt ist, war am Morgen aus der Team-Vereinigung ausgetreten. Falls das Team sich den Forderungen nicht anschliesst, dürfte es von der Tour ausgeschlossen werden.

Präsident McQuaid räumte aber ein, dass der UCI-Forderung die juristische Basis fehlen könnte. Sanktionen für Fahrer, die sich weigern zu unterschreiben, wurden offiziell nicht festgelegt. McQuaid kündigte aber an, die Namen der Unterzeichner und Nichtunterzeichner im Internet zu veröffentlichen, um auch den moralischen Druck zu erhöhen.

Der britische Sprinter Mark Cavendish aus dem T-Mobile-Team sowie der Franzose Sandy Casar vom Team Francaise des Jeux unterzeichneten vor den Kameras als Erste die Verpflichtung. „Dahinter muss man stehen, auch wenn sich juristische Fragen stellen“, sagte Hans-Michael Holczer, der Chef des Teams Gerolsteiner. Die stellen sich in der Tat. „Ich erkläre auf meine Ehre, vor meiner Mannschaft, meinen Kollegen, der UCI, der Radsport-Familie und dem Publikum, dass ich weder in die Puerto-Affäre noch in irgendeinen anderen Doping-Fall verwickelt bin und dass ich keinen Verstoß gegen das Anti-Doping-Reglement der UCI begehen werde. Ich will meine Verpflichtung damit unter Beweis stellen, dass ich zusätzlich zu den Sanktionen des Reglements einen Beitrag für die Doping-Bekämpfung in Höhe meines Jahresgehaltes für 2007 leisten werde, für den Fall, dass ich das Reglement verletze“, heißt es in der Erklärung, die die Fahrer unterzeichnen sollen.

Entscheidend an diesen blumigen Worten ist, was eine Verletzung des Reglements darstellt. „Bei allen Anti-Doping-Bemühungen: Diese Forderung ist Aktionismus und geht zu weit. Rechtlich zulässig wären eine solche Erklärung und die Folgen nur, wenn dem Fahrer ein vorsätzliches Dopingvergehen zweifelsfrei nachgewiesen wird“, sagte der Sportrechtsanwalt Michael Lehner, der Athleten in Dopingverfahren vertritt, dem Tagesspiegel. „Aber es gibt viele Fälle, in denen etwa die A-Probe positiv und die B-Probe negativ ist, die wissenschaftlichen Nachweise sind nicht immer sicher. Und man darf das Anschlagspotenzial nicht vergessen, wenn einer dem anderen etwas in die Flasche tut.“

Lehner hält die Vertragsstrafe für nicht rechtens: „Wer unter dem Druck unterschreibt, sonst nicht fahren zu dürfen, hätte vor einem ordentlichen Zivilgericht sicher Chancen mit einer Klage.“ Jetzt müssen sich die Fahrer erst einmal entscheiden, ob sie die Erklärung unterschreiben. (mit dpa)

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