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Anti-Doping-Kongress: Zweifel an Wada-Kandidat Fahey

"Es ist nicht mein Fehler, dass ein Kandidat zurückgezogen hat", sagt John Fahey zu den Protesten der Europäer gegen seine Kandidatur. Der 62-jährige Australier ist der einzige verbleibende Bewerber um das Präsidentenamt der Welt-Anti-Doping-Agentur.

Die in der Wada vertretenen europäischen Regierungen gerieten durch den unverständlichen Rückzug des Franzosen Jean-Francois Lamour vor einem Monat ins sportpolitische Abseits. Da die Nominierung eines neuen Kandidaten wegen des Ablaufs der Meldefrist nicht mehr möglich war, dürfte der 62-jährige Fahey bei der Wahl durch das Wada-Foundation-Board an diesem Samstag in Madrid nicht aufzuhalten sein.

"Es ist schade für Europa, doch es kann jetzt nicht dem Rest der Welt dafür die Schuld geben", meinte Wada-Präsident Richard Pound, den die Europäer in ihrer Hilflosigkeit sogar gebeten haben, seine am 31. Dezember endende Amtszeit um ein Jahr zu verlängern.

Tatsächlich ist Fahey im Sport fast ein unbeschriebenes Blatt. Aufgefallen ist der frühere australische Finanzminister als Vorsitzender des Bewerbungskomitees für die Olympischen Spiele 2000 in Sydney. "Darüber hinaus kenne ich ihn nicht", sagte Thomas Bach, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB). "Er verdient die Chance, seine Fähigkeiten zu zeigen. Man sollte ihn an seinen Leistungen messen", meinte Jacques Rogge, Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC).

Zweifel an Faheys Fachwissen

An Willen, Durchsetzungskraft und Beharrlichkeit fehlt es Fahey mit Blick auf seine Biografie nicht. So überwand der einst starke Raucher eine Lungenkrebs-Erkrankung, bei dem ihm nur eine 25-prozentige Überlebenschance prognostiziert worden war. Überwinden musste er noch einen weiteren Schicksalsschlag: Vor einem Jahr verlor er seine damals 27-jährige Tochter bei einem Autounfall. Mut bewies er zudem 1994, als er eine Attacke auf den britischen Thronfolger Prinz Charles bei der Zeremonie des "Australia Day" in Sydney durchkreuzte: Er stürzte sich auf einen Mann, der zwei Schüsse aus einer Starterpistole abgefeuert hatte.

Zweifel gibt es hingegen an Faheys Fachwissen zum Thema Doping, die er selbst genährt hat. So gab er zu, dass auf der Wada-Liste der verbotenen Substanzen Namen von Doping-Mitteln stehen, "die ich nicht aussprechen kann". Auch über seine Pläne nach der Wahl zum Wada-Präsidenten hüllte er sich in Schweigen und sagte nur: "Es wäre zu früh, noch ist ja ein Präsident im Amt." Zeit hätte Fahey jedoch für seine weltumspannende Aufgabe genug. Als Berater einer Investmentbank in Sydney arbeitet er nur an drei Tagen in der Woche.

Andreas Schirmer[dpa]

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