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Bei Olympia in Peking: Radprofi Schumacher: Doping mit Ansage

Nicht nur bei der Tour de France, auch bei den Olympischen Spielen in Peking soll Stefan Schumacher gedopt haben – genau wie 1500-Meter-Olympiasieger Rashid Ramzi

Berlin - Dopingfälle lassen sich auch nach einem anderen Maßstab bewerten: Wie überraschend sie eigentlich kommen. Die am Mittwoch verbreitete Nachricht, dass der deutsche Radprofi Stefan Schumacher bei den Olympischen Spielen in Peking 2008 gedopt an den Start gegangen sein soll, steht auf dieser Skala ganz unten. Dass der deutsche Sport von einem „olympischen Sündenfall erschüttert“ wird, wie Nachrichtenagenturen gestern meldeten, ist bei Schumachers Vorgeschichte stark übertrieben. Denn Schumacher, der in der Vergangenheit mehrfach auffällige Blutwerte hatte, hatte schon einige Wochen vor Olympia bei der Tour de France manipuliert.

"An Verschlagenheit nicht zu überbieten"

Ans Licht kam das jedoch erst im Oktober, weil Schumacher mit dem neuen Blutdopingmittel Cera nachgeholfen hatte, das damals nicht nachweisbar war. Nur etwas überraschender ist da der Dopingfall des Italieners Davide Rebellin, der in Peking Silber im Straßenrennen gewann, ebenso der des bahrainischen Leichtathletik-Olympiasiegers über 1500 Meter, Rashid Ramzi. Das sind jedenfalls die prominentesten von sechs Fällen, die das Internationale Olympische Komitee (IOC) durch Nachuntersuchungen aufdecken ließ. Noch steht bei allen sechs Athleten das Ergebnis der B-Probe aus, doch es besteht nicht nur hohe, sondern höchste Wahrscheinlichkeit, dass die das positive Testergebnis bestätigen werden. „Das ist an Verschlagenheit nicht zu überbieten, was Stefan Schumacher da abgeliefert hat“, sagte Michael Vesper, der Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB). „Wir hatten bei ihm schon bei der Nominierung großes Bauchgrummeln, das sich jetzt leider bestätigt hat.“ Schumacher bestreitet Doping und will vor den Internationalen Sportgerichtshof Cas ziehen.

Erwischt: drei Leichtathleten, zwei Radprofis, eine Gewichtheberin

Das IOC hatte 948 Proben von Peking nachuntersuchen lassen, 847 davon auf Cera, eine Weiterentwicklung von Epo. Auch die griechische Geherin Tsoumeleka, die kroatische 800-Meter-Läuferin Perisic und die Gewichtheberin Contreras aus der Dominikanischen Republik sollen aufgeflogen sein.

Über den Fall des Olympiasiegers Ramzi ist der Berliner 1500-Meter-Läufer Carsten Schlangen begrenzt überrascht, weil es um dessen Trainingsgruppe schon länger Gerüchte gegeben habe. „Was mich vor allem stutzig gemacht hat, war sein Auftritt in Peking. Im Vorlauf bin ich gegen ihn gelaufen und war 200 Meter vor dem Ziel mit ihm auf einer Höhe. Dann hat er angezogen und ist vier Sekunden vor mir angekommen“, erzählt Schlangen, „nach dem Rennen habe ich gedacht: Naja, ob das mal gut geht.“

Ramzi wurde in Marokko geboren, wechselte aber später die Staatsbürgerschaft und gewann in Peking die erste Goldmedaille für Bahrain. Schlangen stimmt es „traurig, wenn jemand so eine Goldmedaille gewinnt“. (mit dpa)

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Ein Besiegter. Stefan Schumacher hatte im Straßenrennen von Peking aufgegeben.

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