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Iban Mayo

© dpa

Doping: Die Kraft des Gels

Patrik Sinkewitz gesteht Doping, Iban Mayo nicht.

Als Iban Mayo bei der Tour de France 2003 in den Serpentinen hinauf nach L’Alpe d’Huez mit scheinbarer Leichtigkeit Jan Ullrich und Lance Armstrong abhängte, wurde er schon als der kommende Superstar des Radsports gehandelt. Doch Mayo konnte solchen Erwartungen seither nicht gerecht werden. Und vielleicht ist das auch der Grund, warum er vor der diesjährigen Tour zur Spritze griff. Wie der Fall Jan Ullrich erscheint der Dopingfall Mayo – dessen Urinprobe vom 24. Juli dieses Jahres Spuren des Blutanreichers Epo aufwies – als Verzweiflungstat von einem, dem die eigenen Erwartungen zu groß werden.

Iban Mayo, der beharrlich leugnet, ist nach Alexander Winokurow und Cristian Moreni der dritte Dopingfall der Tour de France. Nimmt man Patrik Sinkewitz und Michael Rasmussen hinzu, deren Verstöße während der Tour bekannt wurden, kommt die Tour 2007 nun auf die Rekordzahl von fünf Dopingaffären: Ein untrügliches Zeichen sowohl für verbesserte Tests als auch dafür, wie groß das Dopingproblem im Radsport noch immer ist.

Immerhin hat sich T-Mobile-Profi Patrik Sinkewitz im Gegensatz zu Mayo dazu entschlossen, die Seiten zu wechseln und sich dem Kampf gegen Doping anzuschließen. Anstatt, wie üblich, bis zum Ende zu leugnen und alle Rechtsmittel auszuschöpfen, verzichtete Patrik Sinkewitz auf die Öffnung seiner B-Probe. Kurz danach erschien auf seiner Homepage sein Geständnis. Er habe sich während eines Trainingslagers das Testosteronpräparat „Testogel“ auf die Haut geschmiert, um sich zwischen harten Trainingseinheiten besser erholen zu können. Die Anwendung sei „instinktiv“ und „ohne nachzudenken“ geschehen, er sehe jetzt jedoch ein, dass er damit dem „Radsport, meinem Team und meinen Kollegen“ gegenüber verantwortungslos gehandelt habe.

Wie T-Mobile-Sprecher Christian Frommert bestätigte, wird Sinkewitz nun entlassen. Ihm droht eine zweijährige Sperre sowie die Rückzahlung eines Jahresgehaltes. Frommert freute sich über die Entscheidung von Sinkewitz, alle Beteiligten von dem zermürbenden Spiel fadenscheiniger Unschuldsbeteuerungen zu verschonen. „Es ist gut, dass die Öffentlichkeit und die Fans nicht mit albernen Verteidigungsstrategien enttäuscht und genervt werden“, sagte Frommert.

Sinkewitz erklärte in seinem Geständnis außerdem, dass er dazu bereit sei, der unabhängigen Komission des Bundes Deutscher Radfahrer in vollem Umfang zur Verfügung zu stehen. Wenn man zwischen den Zeilen von Sinkewitz’ Geständnis liest, wird allerdings klar, dass weiterführende Informationen über Dopingnetzwerke und Hintermänner – unter Umständen auch innerhalb des Teams T-Mobile – nicht zu erwarten sind. Sinkewitz stellt seinen Gebrauch des Gels als einsame Entscheidung dar.

Sebastian Moll

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