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Doping-Urteil: Schlussakt im Fall Floyd Landis

Nach der zehntägigen Anhörung im Mai und den anschließenden fast drei Monate dauernden Untersuchungen soll in Kürze endlich das Urteil gegen den Radprofi Floyd Landis erfolgen. Ihm wird Testosteron-Doping vorgeworfen.

Wann genau die Entscheidung verkündet wird, ist noch unklar. "Das Schiedsgericht hat seine Beratungen am vergangenen Freitag eingestellt und hat jetzt zehn Tage Zeit, das Urteil zu verkünden. Spätestens Montag wissen alle Bescheid", sagte Kellie Power vom Anwaltsbüro Gibson, Dunn & Crutcher, das Landis betreut.

Im Falle einer Verurteilung drohen Landis die Aberkennung seines Tour-de-France-Sieges 2006 und eine zweijährige Sperre. Bereits vor dem Urteilsspruch steht fest, dass der ganze Prozess für den 31-Jährigen teuer ist. Rund zwei Millionen Dollar muss er an Anwaltskosten zahlen. Als ähnlich hoch werden auch die Aufwendungen der amerikanischen Anti-Doping-Agentur Usada eingeschätzt.

Experte: Messungen sind pure Spekulation

Im Mai hatten die Anwälte von Landis bei dessen Anhörung vor der American Arbitration Association (AAA) an der Pepperdine Universität in Malibu bei Los Angeles alles versucht, um die positive Dopingprobe ihres Mandaten nach der 17. Tour-Etappe im vergangenen Jahr auf Fehler im Untersuchungslabor zurückzuführen.

Der eigens von der Queens-Universität in Belfast als Zeuge eingeflogene deutsche Professor Wolfram Meier-Augenstein unterstützte in der Anhörung diese These. Die Messungen, auf denen die Anklage beruhe, seien so schlecht, dass die daraus resultierenden Ergebnisse nichts weiter als Spekulationen seien, so Meier-Augenstein. Er gilt als Experte für die im Labor des französischen Anti-Doping-Instituts Chatenay-Malabry durchgeführte Untersuchungsmethode.

Usada-Anwalt: Ergebnisse sind nicht verfälscht

In der Einrichtung nahe Paris waren auf Anordnung der Usada sieben Proben, die bei der Tour im vergangenen Jahr negativ waren, nachträglich mit exakteren Methoden untersucht worden. Dabei waren zwei Proben positiv. "Die Messungen waren so schlampig, dass ich kein Vertrauen in die Daten habe", hatte Meier-Augenstein gesagt.

Die im Labor angestellte Französin Claire Frelat, die mehrfach Landis-Proben analysierte, hatte bereits im Vorfeld der Anhörung technische Fehler eingeräumt. Unter anderem sei ihr bekannt gewesen, wessen Proben sie untersuchte. Anonymität ist bei Doping-Kontrollen nach dem Code der Welt-Anti-Doping-Agentur Wada jedoch oberstes Gebot.

Landis-Verteidiger Maurice Suh hatte die Arbeit des Labors in seinem Plädoyer als schlampig dargestellt. Usada-Anwalt Richard Young verteidigte hingegen die Angestellten in Chatenay-Malabry vor dem Vorwurf, Ergebnisse zu verfälschen. Außerdem betonte Young, dass jeder Schritt im Labor internationalen Standards entsprochen habe: "Aber vielleicht haben diese Standards Herrn Landis nicht gefallen." (mit dpa)

Heiko Oldörp[dpa]

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