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© dpa

Radsport: Fragen an den Saubermann

"Ich habe nicht manipuliert". Radprofi Linus Gerdemann hat ungewöhnliche Blutwerte und steht unter Dopingverdacht.

Linus Gerdemann ist kein gewöhnlicher Radprofi, auch wenn er jetzt wie einer reagiert hat. „Das sagt mir überhaupt nichts. Ich bin kein Mediziner“, sagte der Kapitän vom Team Milram, als ihn die ARD mit einem Blutgutachten konfrontierte, das auf dem Bericht der Freiburger Untersuchungskommission zu Doping im früheren Team Telekom/T-Mobile basiert. Darin ist von Schwankungen der Konzentration von Hämoglobin (roter Blutfarbstoff) bei Gerdemann im Jahr 2006 die Rede. Der sagte noch den zweiten Satz, der zum Standardrepertoire der Radprofis zählt: „Ich habe nicht manipuliert, das kann ich ausschließen.“ Dass solche Sätze nichts heißen müssen, weiß man. Sie müssen aber natürlich auch nicht das Gegenteil der Aussage bedeuten, obwohl man gerade bei Gerdemann mit einer vehementeren Reaktion hätte rechnen können.

Nach dem Ende der Zeit von Jan Ullrich im Jahr 2006 war der damals 24-jährige Gerdemann die große Hoffnung des deutschen Radsports auf eine Erneuerung. In jenem Jahr fuhr das Talent schon für das Team T-Mobile, für das er 2007 eine Etappe bei der Tour de France gewann und das Gelbe Trikot übernahm. Wichtiger ist aber, dass sich Gerdemann wie kaum ein anderer Fahrer gegen Doping positioniert. Immer wieder spricht er von einem Neuanfang. Vor der vergangenen Tour legte er sich gar mit dem zurückgekehrten Lance Armstrong an.

In dem Blutgutachten aus der Zeit, als bei T-Mobile systematisch gedopt wurde, ist von Schwankungen der Hämoglobin-Konzentration bei Gerdemann zwischen 17,2 und 14,2 Gramm pro Deziliter Blut die Rede. Werte bis 17 sind durchaus normal, ungewöhnlich sind (vergleichbar mit der Eisschnellläuferin Claudia Pechstein) die Schwankungen. Experten sind sich uneins. Der Sportphysiologe Walter Schmidt bezeichnete die Werte „auf den ersten Blick“ als „nicht normal“, für den Sportmediziner Klaus Völker liegen die Daten im „normalen Bereich“, die auch nach einem Infekt auftreten könnten. Mit einem Verfahren gegen Gerdemann ist eher nicht zu rechnen.

Das könnte allerdings auf andere Fahrer zukommen. Die französische Anti-Doping-Agentur hat für Mittwoch die Veröffentlichung der Ergebnisse der Nachkontrollen von der Tour de France 2008 angekündigt.

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