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Team-Selbstverpflichtung: Doping-Sünder sollen blechen

Überführte Doping-Sünder im Radsport sollen künftig zusätzlich zu den üblichen Sperren empfindliche Geldstrafen in Höhe eines Jahresgehalts bezahlen. Akzeptieren Profis das nicht, will die Tour de France die Fahrer ausschließen.

Der Weltverband UCI hat nach den jüngsten Doping-Skandalen den Druck auf die Radprofis erhöht. Bei einem Anti-Doping-Gipfel der ProTour-Teams mit der UCI wurde in Genf vereinbart, dass alle rund 600 Pro-Tour-Fahrer vor der Tour de France eine Erklärung unterzeichnen sollen, nach der Doping-Sünder zusätzlich zu den üblichen Sperren mit der Zahlung eines Jahresgehalts bestraft werden können.

Diese Selbstverpflichtung sollen die Profis bis zum Tour-Start am 7. Juli in London abzeichnen. "Nach meinen Vorstellungen kann es für diejenigen keinen Tour-Start geben, die nicht unterschreiben", sagte UCI-Präsident Pat McQuaid. Als erste Fahrer unterschrieben der Brite Mark Cavendish (T-Mobile) und der Franzose Sandy Casar (Francaises des Jeux) die Erklärung, die das ramponierte Image des Radsports aufpolieren soll. Ob das Gros der Kollegen dies ebenfalls tun wird, ist fraglich.

Juristische Basis für Geldstrafen fehlt

McQuaid räumte ein, dass dem Griff zum Geld der Profis die juristische Basis fehlen könnte. Sanktionen für Nicht-Unterzeichner wurden nicht festgelegt. "Fahrer, Sponsoren und die Team-Manager haben Interesse an Null-Toleranz in Doping-Fragen, also müssen sie handeln", sagte der Ire. Er will die Namen der Unterzeichner im Internet veröffentlichen.

Die UCI schob damit den "Schwarzen Peter" an die Teamchefs der 20 ProTour-Teams weiter. "Das ist ein guter Weg für die Zukunft. Jetzt sind wir gefragt, die Fahrer sind bei uns angestellt", sagte Luuc Eisenga, der Technische Direktor des T-Mobile-Teams. "Dahinter muss man stehen, auch wenn sich juristische Fragen stellen", meinte Hans- Michael Holczer, Chef des Teams Gerolsteiner.

Dass im Team T-Mobile nach den Doping-Beichten ehemaliger Telekom-Fahrer ein neuer Wind weht, musste Gontschar erfahren: Mit sofortiger Wirkung wurde er "auf Grund von Verstößen gegen den teaminternen Verhaltenscodex" entlassen. Der 36-jährige Ukrainer war nach unangekündigten Bluttests während der Romandie-Rundfahrt am 11. Mai für 30 Tage vom Rennstall suspendiert worden. "Die Entscheidung zur Trennung traf das Team-Management nach mehreren, im Zeitraum der Suspendierung durch ein unabhängiges Gremium durchgeführten Tests sowie weiteren Informationen", teilte der Rennstall mit.

Jaksche: "Habe nichts zu beichten"

Keinen Grund sieht der Ansbacher Radprofi Jaksche, der in die Doping-Affäre Fuentes verstrickt sein soll, sich den Geständnissen seiner früheren Telekom-Kollegen Erik Zabel, Rolf Aldag, Christian Henn oder Udo Bölts anzuschließen. "Ich habe nichts zu beichten", sagte Jaksche, der zuletzt die Lothringen-Rundfahrt in Frankreich gewann und bei der Bicicleta Vasca in Spanien Platz zwei belegte. Der 30-Jährige Fahrer beim italienisch-russischen Tinkoff-Team bereitet sich nun auf die am 9. Juli beginnende Österreich-Rundfahrt vor.

Unterdessen hat der irische Autor David Walsh in seinem in der nächsten Woche erscheinenden Buch "From Lance to Landis" erneut Doping-Vorwürfe gegen Lance Armstrong erhoben. Der vor zwei Jahren zurückgetretene Texaner reagierte bereits auf die Anschuldigungen und erklärte der "Sports Illustrated": "Ich war immer clean. Ich habe die Tour ein, zwei, sieben Mal gewonnen, weil ich der Talentierteste im Fahrerfeld war." Walsh hatte Armstrong bereits in seinem ersten Buch "L.A. Confidential" schwer belastet. 2005 war bei der Analyse von eingefrorenen Urinproben Armstrongs aus dem Jahr 1999 das Blutdopingmittel Epo entdeckt worden, was rechtlich folgenlos blieb.

"Es wird jetzt schwerer, zu betrügen"

Um den Kampf gegen die illegale Leistungssteigerung erfolgreich zu führen, fordert die Nationale Anti-Doping-Agentur (Nada) eine Verdreifachung des jährlichen Budgets. "Nur eine nachhaltig stabile Finanzdecke kann einen effektiveren Kampf gegen Doping zum Nutzen des Sports und der Athleten ermöglichen", sagte Hanns Michael Hölz, der Vorsitzende des Nada-Kuratoriums. Deshalb halte der Nada-Vorstand einen Etat von "fünf Millionen Euro für ökonomisch erforderlich". Das aktuelle Budget der Agentur beträgt 1,8 Millionen Euro pro Jahr.

Für Sportler, die mit dem verbotenen Wachstumshormon (HGH) betrügen wollen, könnte es in Zukunft schwer werden, unentdeckt zu bleiben. Wissenschaftler in Australien haben ein neues Testverfahren zum HGH-Nachweis entwickelt. "Dieser Test ist viel feiner als die, die es bisher gab", erklärte Dr. Ken Ho vom Garvan Institute of Medical Research in Sydney. "Meine Botschaft an die Athleten lautet deshalb: Es wird jetzt schwerer, zu betrügen." (mit dpa)

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