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Dopingvorwürfe: Barça und Real fordern Beweise

Nein, nein und nochmals nein! Barcelona und Madrid wollen von den Dopingvorwürfen gegen ihre Fußballstars nichts wissen. Meister und Rekordtitelträger kündigten Klagen gegen die französische Zeitung "Le Monde" an.

Madrid/Paris - "Le Monde" hatte berichtet, Barça und Real hätten ebenso wie der FC Valencia und Betis Sevilla die Dienste des mutmaßlichen Dopingarztes Eufemiano Fuentes in Anspruch genommen. Der FC Barcelona will schon gar nicht den Verdacht auf sich sitzen lassen, Ronaldinho & Co hätten in der vorigen Saison die Champions League mit illegalen Mitteln gewonnen. Das Pariser Blatt stützte seine Behauptungen auf Aussagen und handschriftliche Notizen von Dr. Fuentes. Die Unterlagen des spanischen Arztes, der im Mittelpunkt des - vor einem halben Jahr bei der "Operación Puerto" aufgedeckten - Dopingnetzwerkes stehen soll, druckte die Zeitung jedoch nicht ab. "Sie sind vermutlich gefälscht", argwöhnt das Madrider Sportblatt "As" und stellte fest: "Eine Prostituierte würde ihre Freier auch nicht namhaft machen."

Angriff auf den Nationalstolz

Ist die angesehene Zeitung "Le Monde" am Ende einer Finte des berühmt-berüchtigten Mediziners auf den Leim gegangen? "Dies kann nicht völlig ausgeschlossen werden", gibt das französische Sportblatt "L'Equipe" zu bedenken. Fuentes selbst ruderte nach der Veröffentlichung des explosiven "Le Monde"-Berichts kräftig zurück. "Die Vorwürfe (gegen die Vereine) erscheinen mir zu schwerwiegend. Ich dementiere sie, weil nichts daran ist", sagte der Arzt dem spanischen Fernsehen "TVE".

Vielen Spaniern hatte der Doping-Bericht aus Paris einen regelrechten Schock versetzt. Er bedeutete einen Angriff auf ihren Nationalstolz. Fast jeder spanische Fußballfan identifiziert sich entweder mit Real oder Barça. Ausgerechnet diese beiden Clubs, um die ganz Europa die Spanier seit Jahrzehnten beneidet, sollen ihre Spieler gedopt haben? Das will in Spanien niemand glauben.

Presse wittert französische Verschwörung

Die Presse sieht in den Dopingvorwürfen vielmehr eine Verschwörung oder eine von Neid getriebene Attacke des großen Nachbarn. "Frankreich beschuldigt uns und legt nicht einmal seine Beweise offen", empörte sich das Sportblatt "Marca". Spaniens auflagenstärkste Zeitung erinnerte daran, dass französische Medien schon oft versucht hätten, spanische Spitzensportler wie den Radprofi Pedro Delgado oder den Tenniscrack Rafael Nadal mit Doping in Verbindung zu bringen.

In Frankreich sieht man den "Le Monde"-Bericht dagegen als den Beweis dafür, dass "König Fußball" vom Makel des Dopings keineswegs frei ist. "Jetzt hat es auch den Fußball erwischt", titelte "L'Equipe". Nach Ansicht des Blatts steht nun vor allem der Weltverband Fifa schlecht da, der sich lange Zeit gegen Kontrollen gesträubt und immer so getan habe, als sei der Fußball vor der Gefahr des Dopings gefeit. "Nun könnte die Operación Puerto voll über der Fifa hereinbrechen."

Fans reagieren mit Humor

"L'Equipe" stellte auch die Frage: Was würde mit Stars wie Ronaldinho geschehen, wenn an den Dopingvorwürfen doch etwas dran wäre? Die Antwort: Zunächst hätten sie nichts zu befürchten, denn die Unterlagen aus den Ermittlungen gegen Fuentes dürfen nach einer Entscheidung der spanischen Justiz nicht für Sperren oder andere sportliche Sanktionen verwendet werden. Dies war schon bei den Radprofis so und dürfte bei Fußballern nicht anders sein. Der Imageschaden wäre allerdings gewaltig.

Trotz der Aufregung gelang es einigen Spaniern, den Humor zu bewahren. Fans von Real Madrid forderten ihren Verein scherzhaft auf, er solle, falls Fuentes Fußballer gedopt habe, die Rechnungen des Arztes in keinem Fall begleichen. Die "Königlichen" hätten in der vorigen Saison so schlecht gekickt, dass das Doping nichts taugen könne. (Von Hubert Kahl, dpa)

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