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Sport: Doppelter Rückschlag

Das Davis-Cup-Team unterliegt Frankreich und kämpft nun gegen den Abstieg

Am Ende des zweiten Wettkampftages konnte der Veranstalter noch einige positive Nachrichten vermelden: Das umgerüstete Stadion in Halle/Westfalen hat sich als winterfest erwiesen, es zieht nicht mehr auf den Plätzen, das Publikum war hervorragend, und in der Catering-Area hätten sich auch die ganz gewöhnlichen Besucher gefühlt wie bei den Wichtigen im Vip-Bereich. Dass der Veranstalter gestern schon vorzeitig Bilanz ziehen konnte, lag daran, dass die sportlichen Nachrichten für den Deutschen Tennis-Bund (DTB) nicht ganz so positiv ausgefallen waren. Thomas Haas und Alexander Waske unterlagen dem französischen Doppel Arnaud Clement/Michael Llodra 7:6 (8:6), 3:6, 4:6, 1:6. Damit liegt das deutsche Davis-Cup-Team schon vor den beiden abschließenden Einzeln 0:3 zurück und ist in der ersten Runde ausgeschieden. „Das dauert, bis das verdaut ist“, sagte Kapitän Patrik Kühnen.

Die Begegnung hatten die Deutschen schon tags zuvor im Einzel verloren. Gegen Clement/Llodra besaßen Haas und Waske ohnehin nur Außenseiterchancen, obwohl das deutsche Duo in seinen bisherigen drei Davis-Cup-Einsätzen dreimal gewonnen hatte. Haas und Waske setzten der spielerischen Klasse der Franzosen großen Einsatz entgegen: Im Tiebreak des ersten Satzes wehrten sie drei Satzbälle ab und entschieden den Durchgang noch für sich. Doch wie schon in den Einzeln machten die Franzosen in der Folge fast alle wichtigen Punkte. Waske, wegen seines Einsatzwillens so etwas wie das Herz des deutschen Teams, konnte von seinen elf Aufschlagspielen nur fünf durchbringen. Im letzten Spiel des dritten Satzes „schlage ich vier Aufschläge um die 220 km/h – und es steht 15:40“, sagte der Doppelspezialist. „Wie viel besser soll ich die Aufschläge denn noch bringen?“

Eigentlich hätte Halle die aktuellen Erfolgsnachrichten des deutschen Tennis fortschreiben sollen. Nicolas Kiefer, zuletzt beim Grand-Slam-Turnier in Melbourne erst im Halbfinale gescheitert, hatte sich bereits alle Davis-Cup-Termine des Jahres in seinem Kalender notiert – Finale inklusive. „Die Euphorie war selbstverständlich auch angebracht“, sagte Kapitän Kühnen. Doch nach der Niederlage von Halle müssen sich die deutschen Spieler nur noch das Wochenende vom 22. bis zum 24. September freihalten. Dann spielen sie gegen den Abstieg aus der Weltgruppe, in die sie es gerade erst nach zwei Jahren Zweitklassigkeit zurückgeschafft hatten. „Wir haben alle Chancen, dieses Ziel zu erreichen“, sagte Georg von Waldenfels, der Präsident des DTB.

Vor dem Wochenende sahen die Ziele noch anders aus. Nach Jahren der Lethargie hatte ein zarter Aufschwung das deutsche Tennis erfasst. „Es gibt einen sehr starken Aufwind für das Tennis insgesamt“, sagte von Waldenfels. 10 000 Zuschauer sahen die Einzel am Freitag, 7300 das Doppel am Samstag, „die Atmosphäre war Wahnsinn“, sagte Waske. Die deutschen Spieler haben noch nicht vergessen, wie es in Zeiten der Zweitklassigkeit war, als sie einmal sogar in einer Halle antreten mussten, in der normalerweise Hobbyspieler spielen. Einen solchen Zuspruch wie am Wochenende hat der Davis-Cup in Deutschland seit zehn Jahren nicht mehr erlebt, „das ist genau das, was man will“, sagte Haas.

Gerade deshalb wirkte die Erstrundenniederlage wie eine ironische Note. Noch bevor das Tennisjahr für das deutsche Team richtig begonnen hat, ist es schon wieder vorbei. „Doppelt bitter ist es nicht“, sagte Kapitän Patrik Kühnen, „es ist einfach nur bitter.“

Stefan Hermanns[Halle, Westfalen]

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