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Sport: Doppelter Schmerz

Es läuft nicht gut bei den Magdeburger Handballern: In der Bundesliga Mittelmaß, im Pokal gescheitert, und jetzt musste ihr Star Kretzschmar auch noch operiert werden

Berlin - Die Schmerzen wurden für Stefan Kretzschmar langsam zur Qual. Es war nicht das 24:30 im Pokalspiel beim HSV Hamburg, das dem Magdeburger Handballer zu schaffen machte, ihm ging es Dienstagnacht auch körperlich schlecht. Zum Glück war Birgit Hoffmeyer dabei. Die Magdeburger Mannschaftsärztin untersuchte Kretzschmar auf der Rückfahrt im Bus und diagnostizierte eine akute Blinddarmreizung. Jetzt musste alles ganz schnell gehen: Kretzschmar wurde direkt in die Magdeburger Uni-Klinik gefahren und dort operiert. „Alles ist gut verlaufen“, sagte Pressesprecher Siegfried Wagener. „Ich habe mit dem Professor telefoniert, es war noch kein Blinddarmdurchbruch, aber die Operation musste sein.“

Das war zugleich die einzig gute Nachricht, die Wagener am Mittwochmorgen den Magdeburger Handball-Fans übermitteln konnte. Ansonsten hat es ganz den Anschein, als sei beim Favoriten auf die deutsche Meisterschaft derzeit nicht nur Stefan Kretzschmar indisponiert. „Bei ihm kommt noch hinzu, dass er erst einmal den Rücktritt aus der Nationalmannschaft verkraften muss“, sagt Manager Bernd-Uwe Hildebrand. Seit dem Gewinn der olympischen Silbermedaille in Athen, die Kretzschmar zunächst nicht als Erfolg, sondern als Niederlage bewertet hatte, ist er von seiner Bestform ein ganzes Stück entfernt.

Damit entspricht der Linksaußen dem derzeitigen Niveau seiner Mitspieler. „Wir sind noch keine Mannschaft“, kritisiert Hildebrand, „eher eine Ansammlung von Einzelkönnern.“ Einen Grund zur Beunruhigung mag er aber nicht sehen: „Die Mannschaft kämpft wenigstens, sonst wäre ich zum Handeln gezwungen. Unser Trainer Alfred Gislason muss jetzt Struktur reinbringen, dann geht es auch wieder aufwärts.“

Wer ist Schuld an der Krise? Für Hildebrand ist klar, dass die Olympischen Spiele dem SC Magdeburg nicht gut getan haben: „Dem TBV Lemgo geht es doch nicht anders als uns, er hatte ebenfalls sechs Spieler in Athen. Gislason hatte nur eine Woche Zeit, die Bundesligasaison vorzubereiten – die anderen Mannschaften zwei Monate.“ Das Ausscheiden im DHB-Pokal ist nur ein Symptom für die Magdeburger Krise. In der Bundesliga reicht es nach elf Spielen und Niederlagen gegen Essen, Flensburg-Handewitt und Kiel nur zu Platz sechs. „Ich weiß nicht, wie es bei uns weitergehen soll“, hat Kretzschmar vor zwei Wochen nach der deprimierenden Heimniederlage gegen Flensburg gesagt.

Vieles läuft nicht so, wie es sich alle in Magdeburg vorgestellt haben. Vor allem vom Rückraumspieler Renato Vugrinec hatte man sich wahre Wunderdinge versprochen. „Ich bin überzeugt, bei ihm platzt der Knoten noch“, sagt Trainer Gislason. Mit der Verpflichtung des Slowenen sollte die Lücke geschlossen werden, die der nach Spanien abgewanderte Olafur Stefansson hinterlassen hatte. Schließlich hatte Vugrinec mit Lasko Celje bereits die Champions League gewonnen und dann für Slowenien im verlorenen EM-Finale gegen Deutschland sechs Treffer geworfen.

„Seine Leistung in Hamburg war eine Katastrophe“, sagt Bernd-Uwe Hildebrand. „Zehn Würfe und nur vier Treffer, das ist zu wenig. Aber auch Stefansson brauchte bei uns seine Zeit zur Eingewöhnung.“ Gegen Hamburg gelangen Vugrinec ein paar gute Anspiele, auch auf Stefan Kretzschmar. Drei Treffer kamen dabei heraus. Kein Wunder, dass Kretzschmar völlig emotionslos die Alsterdorfer Sporthalle verließ. Als wäre alles für ihn und den SC Magdeburg nicht schlimm genug gewesen. Für ihn sollte dann alles noch viel schlimmer kommen.

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