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Robert Lewandowski (r.) und seine Dortmunder Kollegen spielen heute gegen Neapel um das Überwintern in der Champions League.

© dpa

Dortmund gegen Neapel: 300 Sekunden Trauerarbeit vor der Champions League

Nach dem 0:3 gegen FC Bayern München will Borussia Dortmund keine Herbstdepression zulassen. Jürgen Klopp muss allerdings gegen Neapel schon wieder improvisieren.

Depressionen? Die gibt es bei Borussia Dortmund nicht. Und wenn doch, dann hat sie Jürgen Klopp per Dekret beendet. Exakt 300 Sekunden an Trauerarbeit gestand der Dortmunder Trainer seinen Spielern zu. So hat er es jedenfalls erzählt nach dem 0:3 im Bundesligagipfel gegen Bayern München: „Ich habe meinen Spielern gesagt, ihr habt jetzt fünf Minuten zur Depression, danach geht’s weiter.“

Klopp ist lange genug im Geschäft, er weiß genau, dass es in der momentan so schwierigen Situation nichts bringt, über das Schicksal zu lamentieren und die Spieler wegen der mangelhaften Chancenauswertung an den Pranger zu stellen. Stattdessen gilt es, positiv zu denken und nach vorn zu schauen. Schließlich steht bereits heute (20.45 Uhr live bei Sky) mit dem vorletzten Gruppenspiel in der Champions League gegen den SSC Neapel eine wegweisende Herausforderung auf der Agenda. Gegen die Italiener steht nicht weniger als das Überwintern in der Champions League auf dem Spiel, nur ein Sieg hält die Chance des BVB am Leben, die Gruppenphase zu überstehen.

Die personellen Voraussetzungen sind dabei alles andere als günstig. Es fehlen mit Neven Subotic, Mats Hummels und Marcel Schmelzer weiterhin drei Stammkräfte aus der Defensivabteilung. Zudem ist der kurzfristig als Aushilfskraft engagierte Manuel Friedrich im internationalen Wettbewerb nicht spielberechtigt. Klopp muss also seine ohnehin schon notdürftig zusammengestellte Viererkette erneut umbauen. Eine Option wäre es, Sven Bender aus dem defensiven Mittelfeld nach hinten zu delegieren und dafür Kapitän Sebastian Kehl in die erste Elf zu beordern. Alternativ könnte Kevin Großkreutz nach innen rücken und der wiedergenesene Lukasz Piszczek auf seinen Stammplatz auf der rechten Außenbahn zurückkehren. Großkreutz hat zwar noch nie als Innenverteidiger gespielt, aber notfalls würde Dortmunds Allzweckwaffe sogar als Busfahrer oder Physiotherapeut einspringen.

Tolle Voraussetzungen sind das nicht, zumal gegen die Bayern ausgerechnet die Offensivabteilung, von jeglichen Verletzungssorgen verschont, bekannte Schwächen offenbarte. Und die geben Anlass zu Sorgen. Wieder einmal war es der reichlich verschwenderische Umgang mit den eigenen Möglichkeiten, der Kritik hervorrief: „Wir schließen bei unseren Angriffen die Bälle nicht einfach ab, sondern wollen sie immer noch mal stoppen“, monierte Torwart Roman Weidenfeller. „Die fehlende Effizienz ist ein Thema, das wir hier schon öfters hatten“, sagte Sportdirektor Michael Zorc.

Tatsächlich wirkt es merkwürdig, dass nach der Niederlage gegen die Bayern so viel über die vordere Region debattiert wurde. Eigentlich liegt die Dortmunder Problemzone derzeit ja hinten. „Auf so viele Verletzte kann sich kein Klub der Welt einstellen“, sagt Mittelfeldrenner Jakub Blaszczykowski. „Außer Bayern.“

Klopp sieht sich zudem noch mit der anspruchsvollen Aufgabe konfrontiert, seine Mannschaft aufzurichten. Schließlich gilt es, die so wichtigen nächsten Wochen zu überstehen und dabei die Saisonziele nicht frühzeitig zu verspielen: „Dass wir drei Spiele in Folge verlieren, ist ungewöhnlich, aber kein Riesenproblem“, sagt der Trainer.

Auch er spürt, dass die Stimmung im Verein schon mal besser war. Von einer Herbstdepression ist der BVB zwar nicht erfasst, doch auf der Jahreshauptversammlung am Sonntag kam keine Euphorie auf. So wurde ein Antrag auf eine Satzungsänderung erst einmal zurückgestellt, nach dem einer aus dem dreiköpfigen Vorstand für die bisher ehrenamtlich geleistete Tätigkeit künftig mit bis zu 15 000 Euro monatlich entlohnt werden könnte. Bei der Wiederwahl von Präsident Reinhard Rauball enthielten sich 142 der 1354 stimmberechtigten Mitglieder bei acht Gegenstimmen. Rauball wird es als Denkzettel zur Kenntnis nehmen.

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