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"Mia san nimma mia." Bastian Schweinsteiger versucht den glücklosen Mario Gomez aufzubauen. Die 0:2-Niederlage beim BVB besiegelte den schlechtesten Bayern-Start der Bundesligahistorie.

© dapd

Update

Dortmund - München 2:0: Herbststimmung statt Wiesn-Laune

Dortmund übersteht eine Hälfte gegen den FC Bayern nur mit viel Glück, gewinnt dann aber 2:0 und stößt den Rekordmeister damit tiefer in die Krise.

Kurz vor dem Schlusspfiff kam auch noch die Demütigung. Die Dortmunder Zuschauer zückten kollektiv weiße Taschentücher, um ihren geschlagenen Gegner höhnisch winkend nach Hause zu schicken. Vergessen war zu diesem Zeitpunkt, dass die Borussia in der ersten Hälfte viel Glück benötigt hatte, um gegen den FC Bayern nicht in Rückstand zu geraten. Die Freude über den 2:0 (0:0)-Sieg, der die Münchner tiefer in die Krise stürzte und den zweiten Tabellenplatz des BVB festigte, ließ in Dortmund keinen Platz für Kritik. Jürgen Klopp, der seinen ersten Sieg gegen die Bayern als Trainer erlebte, hatte „ein anderes Spiel als in den letzten Wochen“ gesehen – es sei „aber auch sehr schön“ gewesen. Verteidiger Mats Hummels schwärmte von der Atmosphäre: „Es kribbelt. Was hier los ist, ist einzigartig in Fußball-Deutschland.“ In die Länderspielpause geht die Borussia mit zehn Punkten Vorsprung auf die Münchner.

80.720 Zuschauer wollten miterleben, wie sich der Herausforderer in Schwarz-Gelb gegen den FC Bayern schlug. Von Beginn an machten die Bayern klar, dass sie sich von Lauffreude und Aggressivität der jungen Dortmunder nicht beeindrucken lassen wollten. In der fünften Minute zeigte sich Mario Gomez hellwach, als er BVB-Manndecker Neven Subotic den Ball vom Fuß spitzelte, ihn sich aber dann zu weit vorlegte, um wirklich Gefahr zu produzieren. Überhaupt gehörte der Nationalspieler, der in der Offensive den Vorzug vor Miroslav Klose und Ivica Olic erhalten hatte, neben dem omnipräsenten Bastian Schweinsteiger zu den aktivsten Münchnern.

Gomez allein hätte die zaudernden Dortmunder in der ersten Hälfte besiegen können, vergab jedoch eine ganze Reihe bester Möglichkeiten. Nach einem Freistoß von Badstuber schob er den Ball am rechten Pfosten vorbei. Dann leistete er sich gegen Subotic einen Schlenker zu viel, anstatt den Abschluss zu suchen, und hatte dann auch noch Pech, dass sein Schuss irgendwie von der Hacke des BVB-Torhüters Roman Weidenfeller über das Tor abgefälscht wurde. Und der BVB? Nichts war zu sehen vom vehementen Pressing, mit dem die Spieler von Trainer Jürgen Klopp zuletzt für Begeisterung gesorgt hatten. Den Dortmundern passierte genau das, was sie tunlichst vermeiden wollten: Sie begegneten den couragierten Bayern mit zu viel Respekt.

Mehr als 60 Prozent Ballbesitz und 4:0-Ecken in der ersten Hälfte – auch die Zahlen sprachen deutlich für den Meister. „Ich kann immer nur das Gleiche sagen“, sagte Bayern-Trainer Louis van Gaal: „Wir haben vier, fünf gute Chancen und machen das Tor nicht.“ Und Kapitän Mark van Bommel hatte das Gefühl, „dass wir das Spiel hier klar gewinnen müssen“. Das Beste für die Gastgeber war nach 45 Minuten noch das Ergebnis, Klopp gab zu, „wir waren froh, dass wir in die Halbzeit gehen konnten“. Das torlose Remis war durchaus schmeichelhaft, bei konsequenterer Chancenauswertung hätten die Bayern längst in Führung sein müssen. Das rächte sich nach dem Seitenwechsel.

In der 51. Minute landete der Ball nach einem Einwurf irgendwie vor den Füßen von Lucas Barrios. Der Torjäger zog ab und traf zur Dortmunder Führung, Holger Badstuber hatte den Ball noch abgefälscht. Der BVB hatte seine erste vernünftige Gelegenheit genutzt und den Spielverlauf auf den Kopf gestellt. Den Zuschauern war das herzlich egal, die gelbe Wand tobte, die Souveränität der Bayern war verschwunden. Und für die Dortmunder sollte es noch besser kommen: Nach einem Handspiel von Martin Demichelis an der Strafraumgrenze nahm sich Nuri Sahin den Ball und zirkelte ihn unnachahmlich in den Winkel, ein herrliches Tor. Die Südtribüne brüllte: „Wer wird Deutscher Meister? BVB-Borussia.“ Die Dortmunder hatten zwei Wirkungstreffer gesetzt, von denen sich die Bayern nicht mehr erholen sollten.

Tatsächlich befinden sich die Bayern zu Beginn des Herbstes in der Krise. Nur acht Punkte haben sie nach sieben Spielen erreicht, fünf erzielte Tore bedeuten die schlechteste Offensive der Liga. Deshalb will Kapitän Mark van Bommel den Berufsethos seiner Kollegen auf den Prüfstand stellen: „Jeder einzelne Spieler muss sich hinterfragen: Macht er alles zu hundert Prozent für den Erfolg?“

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