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Sport: Dortmunder Werteverfall

Der Borussia entgehen mit dem Ausscheiden im Pokal weitere Einnahmen

Im DFB-Pokal früh zu scheitern, hat für Borussia Dortmund fast schon Tradition. Beim 1:2 in Braunschweig sind die Westfalen zum dreizehnten Mal in der ersten Runde ausgeschieden. Keinem anderen Klub der Fußball-Bundesliga ist dieses Malheur häufiger unterlaufen. Das jüngste Aus trifft die Dortmunder härter als andere Misserfolge im nationalen Pokalwettbewerb. Das Ausmaß der Blamage mag bei früheren Niederlagen größer gewesen sein. Als die Dortmunder noch reich waren (oder zumindest so wirkten), war der DFB-Pokal für sie oft nur eine gering geschätzte Möglichkeit, ein wenig Geld hinzuzuverdienen. Im dreizehnten Kapitel ihrer Misserfolgsgeschichte ist der Schaden verglichen mit dem Spott der bedeutendere Faktor. „Hier sind Hoffnungswerte vernichtet worden“, sagte Hans-Joachim Watzke, der Geschäftsführer des börsennotierten Fußball-Unternehmens.

Nach dem UI-Cup scheidet auch der deutsche Pokal als Möglichkeit der Wertschöpfung aus. Zwei Quellen sind versiegt, bevor die Saison richtig begonnen hat. Laut Geschäftsführung sind Einnahmen außerhalb des Tagesgeschäfts Bundesliga weder im Etat noch im Sanierungsplan des hochverschuldeten Reviervereins enthalten. Sie hätten die Konsolidierung aber vorangetrieben und Schuldnern wie Gläubigern Zuversicht eingeflößt. „Wir sind nach wie vor in einer extrem schwierigen Situation und haben zwei Chancen verspielt, uns wirtschaftlich zu stabilisieren“, sagt Watzke.

Der Geschäftsführer hat vom Vereinspräsidenten Reinhard Rauball inzwischen auch die Kompetenzen für die Sparte Sport übernommen, eine zusätzliche Last, wie sich abzeichnet. Am Tag „danach“ hörte Watzke sich vor dem (Auslauf-)Training persönlich an, wie Trainer Bert van Marwijk die Niederlage analysierte, die für den Kopf wie für das Konto gleichermaßen schmerzlich ausfällt. Offiziell wollte sich niemand über den Inhalt des Kabinengesprächs äußern.

Dem Vernehmen nach hat der Trainer seine Kritik betont sachlich gehalten. Van Marwijk muss mit einer jungen, noch nicht gefestigten Mannschaft über die Runden kommen. Jugend ist derzeit eine Art mildernder Umstand bei Borussia Dortmund. Im Aufgebot in Braunschweig seien acht Spieler aus der eigenen Jugend gewesen, sagt Watzke. Diejenigen, die nach jungen Leuten gerufen hätten, müssten nun Geduld aufbringen. Es mangele nicht an gutem Willen, die Spieler hätten einen guten Charakter. Noch fehlt gerade den jungen Spielern die Routine. Deshalb hält Watzke es für das Beste, „maßvoll mit der Mannschaft umzugehen“.

Einschüchternde Drohkulissen kann der Trainer ohnehin nicht aufbauen. Aus Mangel an geeignetem Personal muss er auf einen Profi wie Verteidiger Philipp Degen zurückgreifen, dem es zu Beginn seiner Dortmunder Zeit schwer fällt, aus seinen Fehlern zu lernen. In Braunschweig kritisierte van Marwijk den Schweizer nicht zum ersten Mal öffentlich. „Degen will immer nach vorn, aber er muss erst einmal lernen zu verteidigen.“

Kurz vor Schluss führte der Vorwärtsdrang des Abwehrspielers zu einem Ballverlust, der dem Braunschweiger Kapitän Daniel Graf das Siegtor ermöglichte. Der frühere Bundesligastürmer Jürgen Rische hatte Jan Kollers Führungstreffer ausgeglichen, nachdem im Braunschweiger Stadion an der Hamburger Straße vorübergehend der Strom ausgefallen war. „Ohne Flutlicht habt ihr keine Chance“, sangen die Braunschweiger Fans. Van Marwijk muss nun schnell diesem Eindruck entgegenwirken: dass die Dortmunder im Dunkeln tappen.

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