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Bathurst ist weltweit das einzige Rennen, das im Dunklen startet.

© Jürgen Tap/Bathurst

Rennen in Bathurst: Drama am Mount Panorama

Beim Langstreckenrennen im australischen Bathurst siegte Ferrari vor Porsche und Bentley. Bei Mercedes gab's Ärger.

Von Sabine Beikler

Prognosen über den Ausgang eines Langstreckenrennens sind so sicher wie der Wetterbericht für zwei Wochen. Erst 19 Minuten vor Rennende wurde das diesjährige 12-Stunden-Rennen im australischen Bathurst auf der Rennstrecke am Mount Panorama um 17.45 Uhr Ortszeit (MEZ 7.45 Uhr) entschieden. Ein dramatisches Finish: Ferrari und Mercedes lieferten sich über Stunden einen Zweikampf um Platz eins.

Nach einem Fahrfehler krachte Vorjahressieger Shane Van Gisbergen mit seinem Mercedes AMG GT3 in die Mauer und konnte nicht mehr weiterfahren. Ferrari-Pilot Jamie Whincup fuhr den Maranello-Ferrari mit seinen Teamkollegen Toni Vilander und Craig Lowndes sicher ins Ziel vor Porsche-Junior Matt Campbell mit dem Porsche 991 GT3. Steven Kane kam mit dem Bentley Continential GT3 auf den dritten Platz. Der Nissan GT-R Nismo GT3 mit Jann Mardenborough, Todd Kelly und dem Berliner Florian Strauss fuhr auf Platz acht.

Ferrari jubelte, bei Mercedes gabs Ärger. Denn der Neuseeländer Van Gisbergen fuhr auf Anschlag. Er handelte sich eine Durchfahrtsstrafe ein, schob während der Aufholjagd zum führenden Ferrari einen anderen Porsche von der Bahn und versenkte dann sein eigenes Fahrzeug in der Mauer. Van Gisbergens Teamkollege Maro Engel, der ab diesem Jahr wieder DTM bei Mercedes fährt, war stinksauer und konnte seinen Ärger nicht verbergen. Nach dem Ausscheiden des Mercedes lief der in Monaco lebende Pilot zum Teamtransporter und knallte hinter sich die Tür zu. „Das ist für mich kein Motorsport“, schimpfte Engel. Van Gisbergen habe „das ganze Wochenende über nur Fehler gemacht. Das ist echt hart“.

„Es war mein Fehler, es tut mir sehr Leid“, entschuldigte sich Van Gisbergen einige Minuten später vor Kameras. Das Verhalten von Maro Engel kommentierten andere Profi-Fahrer als nicht sehr kollegial gegenüber Van Gisbergen.

Porsche freute sich über den zweiten Platz. „Das war ein fantastisches Wochenende“, sagte FIA-Langstreckenweltmeister 2016 Marc Lieb. Er fuhr mit Werksfahrer Patrick Long, Porsche-Junior Campbell und dem Amateur David Calvert-Jones im von Calvert-Jones finanzierten team. Weniger Glück hatten die Zuffenhausener mit ihrem werksunterstützten Team. Schon zwei Stunden nach Rennbeginn musste der Le-Mans-Sieger von 2015, Earl Bamber, mit dem 911 GT3 R, das vom australischen Team Walkinshaw GT3 eingesetzt wurde, in die Box.

Das Lenkgetriebe war nach einem Kontakt mit einem anderen Fahrzeug gebrochen. Bamber wollte ein langsameres Fahrzeug überholen, das ihn nicht sah und mit ihm seitlich kollidierte. Der 26-jährige Neuseeländer gestand später ein, dass er bei diesem Manöver zu ungeduldig gewesen sei.

Superlative

Das Bathurst 12 Hour-Rennen 2017 war ein Rennen der Superlative: knapp 41.000 Zuschauer und 16 Gelbphasen, in denen das Safety-Car 3 Stunden 22 Minuten im Einsatz war. Das waren neue Rekordwerte. Bathurst ist weltweit das einzige Rennen, das im Dunklen startet. In diesem Jahr traten auf dem Traditionskurs im Bundesstaat New South Wales, 200 Kilometer westlich von Sydney in den Ausläufern der Blue Mountain gelegen, über 50 Fahrzeuge in sechs verschiedenen Klassen an den Start. Und kein Hersteller kam ohne Verluste durch das Rennen bei heißen Temperaturen um die 32 Grad.

Eine gute Viertelstunde nach Rennbeginn kam es zum ersten Unfall. Der Audi-Werksfahrer Frank Stippler knallte in der Kurvenkombination „Esses“ an die Betonmauer und kam quer zur Fahrbahn zum Stehen. Einige folgende Fahrzeuge touchierten den Audi R 8 LMS, Alex Buncombe in einem Nissan GT-R versuchte rechts an Stippler vorbeizukommen und versetzte dem Fahrzeug einen erneuten Schlag. Der 41-jährige Profi-Rennfahrer Stippler war eine gute Minute ohne Bewusstsein, bevor er sich über Funk bei seinem Team meldete. Der Nissan wiederum musste mit einer gebrochenen Radaufhängung an die Box und wurde lange repariert. Das Fahrzeug schied aus dem Kreis der Favoriten aus und kam auf Platz 32.

Ähnlich ging es BMW: Der M6 GT 3 mit den Fahrern Timo Glock, Mark Skaife, Tony Longhurst und Russell Ingall schied nach einem Fahrfehler aus.

Nach dem Langstrecken-Wochenende der 24 Stunden von Daytona vor einer Woche war das 12-Stunden-Rennen in Bathurst der Auftakt der diesjährigen Intercontinental GT Challenge. Dazu zählen neben Bathurst die Rennen Ende Juli in Spa, Mitte Oktober in Laguna Seca und Sepang im Dezember.

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