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Den Takt verloren. Isabell Werth landete in der Dressur mit ihrem Pferd Satchmo beim CHIO in Aachen dreimal nur auf dem vierten Rang.

© dpa

Dressurreiten: Ein bisschen Ärger muss sein

Nach einem enttäuschenden Abschneiden beim CHIO schimpft Isabell Werth über ihre Benotung. Das deutsche Team wusste aber auch positiv zu überraschen.

Aachen - Ein bisschen Spaß muss sein? Von wegen. Isabell Werth ritt ihre Dressur-Kür bei CHIO in Aachen zwar zum Hit von Roberto Blanco, war dann allerdings doch recht verärgert. Nach der Niederlage in der Teamwertung redet sie sich regelrecht in Rage. „Bei aller Liebe, einen Rückstand von zwölf Prozent, den haben wir bestimmt nicht“, sagte die fünfmalige Olympiasiegerin. Im Nationenpreis lagen zwischen dem Trio aus den Niederlanden und der deutschen Equipe Welten. Und auch im Einzel blieb Werth hinter den Erwartungen zurück.

Dort wurde sie dreimal nur Vierte, während der Niederländer Edward Gal alles gewann. „Wir sind alle professioneller geworden im Sport, jetzt müssen die Richter das auch werden“, forderte Werth und wetterte mit Blick auf die Noten für den niederländischen Seriensieger Gal: „Wenn für den Favoriten eine Differenz von zehn bis zwölf Prozent geschaffen wird und alle anderen zu Statisten abgestempelt werden – dann geht das so nicht.“ Dass Gal besser ist, bestritt sie indes nicht.

Edward Gal räumte mit seinem Hengst Totilas alles ab, gewann drei Einzelprüfungen und mit seinen Kollegen den Teamwettbewerb. „Es ist immer wieder aufregend, ihn zu reiten“, sagte Gal fröhlich. Für die Weltmeisterschaft im Herbst ist er nun absoluter Topfavorit. „Ich hoffe, er macht so weiter bis Kentucky.“ Seine Konkurrentin sah das naturgemäß anders. „Ich habe kein Problem damit, Vierte zu werden, aber ich habe eindeutig ein Problem damit, dass Differenzen geschaffen werden, die so nicht vorhanden sind“, schimpfte Werth, ehe sie in der abschließenden Kür erneut auf Rang vier landete.

Begleitet von einem Medley aus Roberto-Blanco-Hits ritt Werth zu 80,786 Prozentpunkten, während Gal mit Totilas 90,964 erhielt. „Wenn ich schon nicht gewinnen kann, dann will ich zumindest Spaß haben“, lautete Werths Kommentar zur Musik-Auswahl. Mit ihrem Ritt war sie „super zufrieden, aber ich bin nicht mit Punkten überschüttet worden“. Gelassener als die fünfmalige Olympiasiegerin bewertete Bundestrainer Holger Schmezer die Dominanz der Niederländer. „Sie reiten nicht besser, aber sie haben die besseren Pferde“, sagte der Coach. Schmezer zeigte sich allerdings auch als Fan von Gal und Totilas, die bei ihrem Sieg im Grand Prix Special den eigenen Weltrekord auf 86,458 Prozentpunkte hochgeschraubt hatten.

Er habe eine „Gänsehaut“ gehabt, gestand der deutsche Auswahltrainer. „Wer das nicht gesehen hat, der hat etwas verpasst“, sagte er über Gals Ritte mit Totilas. „Das ist ein absolutes Ausnahmepferd.“ Auch die Fans applaudierten enthusiastisch, nachdem sie bei Isabell Werths Noten gepfiffen hatten. Edward Gal nahm es gelassen zur Kenntnis – und zeigte sich geehrt von so viel Anerkennung. „Das zeigt, dass ich auch in Deutschland willkommen bin“, sagte er. „Das tut mir gut.“

Werth enttäuschte am Wochenende in Aachen, aber das deutsche Team wusste auch positiv zu überraschen. Und zwar in Person von Christoph Koschel, der erstmals im CHIO-Team ritt. Der 34-Jährige präsentiert sicher und souverän. Er dürfte wie Isabell Werth sein WM-Ticket sicher haben. Fraglich ist, ob Matthias-Alexander Rath nach Problemen mit Sterntaler mitreisen darf. Derzeit bessere Karten hat wohl Anabel Balkenhol, die in Aachen mit Dablino überzeugte. Wegen Krankheit musste sie allerdings für die Kür passen. Die Entscheidung über die Weltmeisterschafts-Besetzung fällt erst nach den deutschen Meisterschaften im August in Münster. dpa

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