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Sport: „Druck ist eine positive Komponente“

Albas Sportdirektor Harnisch über Finalgegner Bonn und die Titelchance

Herr Harnisch, vor dem heutigen dritten Play-off-Finalspiel gegen Bonn sticheln die Bonner, dass Alba nervös sei, und verkünden, dass sie am Dienstag die Meisterschaft feiern. Was antworten Sie Bonn?

Die sollen sticheln, dazu sagen wir gar nichts. Wir sind im Endspiel, da herrscht immer eine positive Nervosität. Wir haben ein Heimspiel, die Serie ist ausgeglichen, und wir wollen vor 9000 Zuschauern in Führung gehen.

Aber der Druck lastet auf Alba, nicht auf Bonn. Alba hat den Meistertitel als Saisonziel ausgegeben, Bonn ist als Siebter in die Play-offs eingezogen und hat nichts zu verlieren. Ist das nicht ein Vorteil für Bonn?

Der Druck zieht sich durch die ganze Saison, er ist immer da, seit ich bei Alba bin. Druck ist eine positive Komponente, wenn man ehrgeizige Ziele hat. Und wenn man so ein Saisonziel ausgibt, muss man im Alltag damit umgehen können. Dass Bonn am Mittwoch das zweite Spiel gewonnen und locker aufgespielt hat, liegt aber nicht am mangelnden Druck …

… sondern?

Wie Bonn in der Defense gespielt hat, ist nicht mehr normal, ich weiß nicht, ob das noch legal war. Natürlich haben wir nicht gut gespielt, aber die Bonner waren extrem aggressiv.

Ist das als Vorwurf an Bonn oder an die Schiedsrichter zu verstehen?

Na, wer leitet denn das Spiel?

Alba hätte ja die Möglichkeit gehabt, selbst Aggressivität und Energie dagegenzusetzen. Selbst Ihre Spieler haben gesagt, dass das nicht zur Genüge geschehen ist. Vor allem unter dem Korb konnte Alba sich überhaupt nicht durchsetzen.

Wir lassen uns nicht aus der Ruhe bringen. Wir spielen sehr gute Play-offs. Auswärts war das Spiel in Bonn das erste schwere Spiel, das wir nicht gewonnen haben. Es ist wichtig, dass wir jetzt ein Heimspiel haben, dafür haben wir das ganze Jahr gekämpft. Auch ein mögliches fünftes Spiel wäre ein Heimspiel. Am Sonntag werden wir ein anderes Team und ein anderes Spiel sehen.

Was wird entscheidend für den Ausgang des Spiels sein?

Wir müssen unseren Stil durchsetzen, unsere individuelle Klasse zur Geltung bringen und kollektiv eine aggressive Defense spielen. Wir müssen die Reboundhoheit holen. Und 19 Ballverluste wie in Bonn sind definitiv viel zu viel.

Ist es denn in erster Linie eine mentale Frage, wer heute als Sieger vom Feld gehen wird?

Nein, in erster Linie ist es Sport! Ich halte nicht viel von diesem Boris-Becker-Gerede. Aber natürlich ist eine Niederlage nie gut, und es ist relativ wenig Zeit, um sich damit auseinanderzusetzen. Aber wir haben Spieler, die schon Meisterschaften gewonnen haben …

… wie Femerling, Nadjfeji und McElroy …

… und die Qualität haben, in kurzer Zeit viel zu ändern.

Wird die Mannschaft, die das dritte Spiel gewinnt, auch Meister?

Wer gewinnt, hat einen riesigen Vorteil. Aber im Halbfinale gegen Oldenburg haben wir 2:0 geführt, alle waren positiv gestimmt, wir hatten ein Heimspiel – und haben verloren. Und dass Bonn mit der Euphorie der Halleneröffnung am Mittwoch gewonnen hat, heißt nicht, dass wir nicht besser spielen können.

Wie läuft der Countdown ab?

Es ist für alle Beteiligten eine zähe Zeit. Für die Nacht vor dem Spiel ist das Team wie immer ins Hotel gezogen, um die Konzentration zu steigern. Aber trotzdem ist und bleibt es eine Zeit des Wartens.

An zwei weitere Siege in Serie und ein Saisonende am Dienstag scheint ja keine Seite zu glauben. Jetzt laufen schon Planungen für das fünfte Spiel: Bestreitet die DFB-Elf am Donnerstag das EM-Viertelfinale, wird am Freitag gespielt, scheidet Löws Team gegen Österreich aus, schon am Donnerstag.

Es wäre besser gewesen, den Freitag als Spieltag festzulegen. Aber das ist schon der übernächste Schritt. Wir sind erst bei Spiel drei und schießen jetzt, um beim Fußball zu bleiben, zunächst das 2:1.

Das Interview führte Helen Ruwald.

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