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Sport: Dummypartner für St. Pauli

Norbert Thomma wundert sich über den regulierungswütigen Fußball

Unlängst hat die TV-Moderatorin Bettina Böttinger einen hübschen Begriff in die Tiefe des Raumes geworfen: Dummypartner. Dummypartner? Als Beispiel nehmen wir den schwulen Schauspieler X, spezialisiert auf die Rolle des Frauenbeglückers. Er nimmt gern das Busenwunder Y mit auf Partys. Soll bloß keiner auf die Idee kommen, er sei kein rechter Mann. Derlei Dummypartner kennt auch der Fußball. Beckenbauer hatte seinen Holger Osieck. Das Paar wurde 1990 Weltmeister. Diese Lösung hatte keinen sexuellen Hintergrund, nein, nur hätte Franz Beckenbauer ohne Holger nichts werden können. Der hatte die Schulbank gedrückt und sich einen Trainerschein ersessen – dem Franz war das zu blöd. Käme deshalb jemand auf die Idee, Osieck für ein Trainergenie zu halten und Beckenbauer für einen Stümper?

Oder nehmen wir Rudi Völler 2002, der mit Deutschland bei der WM überraschend das Finale erreichte? Der brauchte seinen Michael Skibbe (mit Trainerschein). Beckenbauer, Völler – zwei deutsche Helden, das ginge heute nicht mehr. Der Deutschen Fußball-Liga (DFL) nach darf der FC St. Pauli künftig nicht mit Holger Stanislawski arbeiten. Dem Trainer fehlt leider eine Lizenz (aufsteigen, das hat er ohne gedurft) – eine Osieck/Skibbe-Lösung ist ab sofort durch die DFL auch verboten.

Das ist im Land der Dummypartnerweltmeister eine hübsche Pointe.

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