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Sport: Dunkelheit über Inter

Der AC Mailand siegt 3:1 im 256. Stadtderby

Mailand. Für einen Moment war unklar, ob es sich um einen Teil der Stadionchoreografie handelte oder ob „il grande buio“, die große Dunkelheit, wie sie in Italien den jüngsten Stromausfall nennen, zurückgekommen war. Jedenfalls gingen vor Anpfiff des 256. Mailänder Derbys im ausverkauften Giuseppe-Meazza-Stadion (75 831 Zuschauer) plötzlich die Lichter aus, und erst nach bangen Sekunden wurden die Konterfeis der Inter-Mannschaft an die Stadiontürme projiziert und „I love Inter“-Lichtgraffitis auf den Rasen geworfen. Der unbeabsichtigte Schrecken war an diesem Sonntagabend der einzige wirklich gelungene Effekt, den Gastgeber Inter Mailand zu Stande brachte. Nach der 1:3 (0:1)-Niederlage gegen den AC Mailand stellte Inter-Trainer Hector Cuper aus seiner Sicht treffend fest: „Insgesamt ein schlimmer Abend.“

Inters schwache Leistung setzte sich aus einer wackligen Abwehr, einem zögerlichen Mittelfeld und aus einem ziemlich überforderten Stürmer Christian Vieri zusammen. Beim 0:1 konnte Filippo Inzaghi gar nicht anders, als seinen Kopf in einen hart getretenen Freistoß von Andrea Pirlo zu halten. Gleich nach der Pause fing sich Inter das zweite Gegentor durch einen Kopfball des vor der Saison aus Brasilien verpflichteten Ricardo Kaka ein. Fast ein wenig beleidigt merkte Hector Cuper an: „Wir kommen zurück aufs Feld, und nach einer Minute treffen die schon wieder.“ Andrej Schewtschenkos Strafraum-Solo zum 0:3, ebenso wie Obafemi Martins imposanter Schuss von der Strafraumecke zum 1:3 änderten nichts mehr am Kräfteverhältnis.

Wieder einmal hatte sich der Spruch auf dem überdimensionalen Transparent der AC-Milan-Tifosi bewahrheitet, die den Stadtrivalen mit dem höhnischen Kommentar „Wir verwirklichen eure Träume“ an dessen Erfolglosigkeit erinnerten. Während der AC Milan seit dem Gewinn der Champions League 2003 eine neue Blüte erlebt und nach fünf Spieltagen zusammen mit Juventus Turin die Tabelle der Seria A anführt, liegt Inters letzter großer Triumph, der Sieg im Uefa-Cup, fünf Jahre zurück. AC-Trainer Carlo Ancelotti gestand nach der Partie sein Vergnügen am überlegenen Spiel seiner Elf: „Es macht Spaß, diese Mannschaft zu trainieren.“ Inter-Präsident Massimo Moratti war hingegen sauer. Er sagte nur: „Bitte lasst mich heute Abend einfach in Frieden. Ich habe kein Bedürfnis, irgendetwas zu sagen.“

Julius Müller-Meiningen

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