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Bundestrainer Henning Lambertz (rechts) und Sportdirektor Lutz Buschkow sind hoffnungsfroh angesichts der guten Leistungen der deutschen Schwimmer.

© picture alliance / dpa

Schwimmen: Durchbruch nach Rio

Bei den deutschen Meisterschaften in Berlin geht es vor allem darum, die Norm für Olympia zu erfüllen. Und die Leistungen der Deutschen geben Anlass zur Hoffnung.

Die musikalische Untermalung ist sicher noch verbesserungswürdig. Jedes Mal, wenn ein Sportler bei den 128. deutschen Schwimm-Meisterschaften in Berlin die Olympia-Norm unterbietet, schallt der Neunziger-Jahre-Dance- Hit „Samba de Janeiro“ durch die Schwimm- und Sprunghalle an der Landsberger Allee. Dass der Refrain des eher schlichten Songs bereits am ersten der vier Wettkampftage ziemlich nervte, sprach allerdings für die Leistungen der deutschen Schwimmer. In vier Endläufen meisterten insgesamt sechs Sportler am Donnerstag die erste Hürde auf dem Weg zu den Olympischen Sommerspielen in drei Monaten. „Ich bin sehr, sehr zufrieden“, sagte Chef-Bundestrainer Henning Lambertz. „Es hätte kaum besser laufen können.“

Rio-Reiseleiter Lambertz kennt seine Stammkunden sehr gut – und wünscht sich zusätzlich noch ein paar kurz entschlossene Teilnehmer für den lange vorbereiteten Trip. „Hoffentlich gibt es ein paar Überraschungsgäste, die mit reinrutschen“, hatte Lambertz vor den ersten Endläufen in Berlin gesagt. Er wurde nicht enttäuscht. Besonders das Männer-Finale über 400 Meter Lagen verlief ganz nach dem Geschmack des 45-Jährigen. Vorneweg schwamm der WM-Fünfte Jacob Heidtmann trotz einer gerade erst überwundenen Magen-Darm-Grippe zum Titel, dahinter unterbot auch der erst 16-jährige Johannes Hintze die Olympia-Norm. „Johannes hat noch einmal eine wahnsinnige Entwicklung genommen“, schwärmte Lambertz und bescheinigte dem Potsdamer eine „fulminante letzte Bahn“.

Hintze gilt als größte deutsche Schwimm-Hoffnung seit Jahren, 2016 dürfte das Jahr seines Durchbruchs bei den Erwachsenen werden. Insofern zeigte sich Britta Steffens ehemaliger Coach Norbert Warnatzsch, der Hintze gemeinsam mit Trainer Thomas Luckau in Potsdam betreut, auch nur wenig überrascht. „Ich hatte damit gerechnet. Wir arbeiten sehr akribisch und wissenschaftlich“, erklärte Warnatzsch. Er sei optimistisch, dass Hintze mal „ein Großer“ werden könne, „aber die Vergleiche mit Michael Phelps und so – das lasst mal schön sein“. Johannes Hintze war nicht der einzige Teenager, der am Donnerstag positiv auffiel. Den neuen Deutschen Meister über 1500 Meter Freistil, den 18-jährigen Florian Wellbrock aus Magdeburg, schloss Lambertz sogar persönlich und stürmisch in die Arme. Wellbrock hatte in 14:55,49 Minuten nicht nur locker die Olympia-Norm geschafft, sondern auch die magische 15-Minuten-Marke unterboten.

Insgesamt rechnet Bundestrainer Lambertz mit rund 30 Athleten, die es bei den deutschen Meisterschaften auf seine „Longlist“ für Rio schaffen. „Die Zahl ist mir relativ egal“, sagt der 45-Jährige. „Ich hätte am liebsten möglichst viele, die sehr gut abschneiden.“ Bei einem weiteren Wettkampf müssen die Normen noch einmal bestätigt werden, dafür richtet der DSV Anfang Juli, einen Monat vor Olympia, die German Open in Berlin aus. In Rio hofft Lambertz auf zwei bis drei Medaillen. Das wären immerhin zwei bis drei mehr als 2012 in London, als die deutschen Beckenschwimmer ihren vorläufigen Tiefpunkt erlebten und den Anschluss an die Weltspitze verloren. Mittlerweile geht es langsam wieder aufwärts – auch wenn die ganz große Stunde für junge Schwimmer wie Johannes Hintze oder Florian Wellbrock eher bei Olympia 2020 in Tokio schlagen könnte. Lars Spannagel

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