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Sport: Ein bisschen Spaß muss sein

Hertha spricht mit Fredi Bobic, aber lacht über Wechselgerüchte

Berlin. Dieter Hoeneß hatte Neuigkeiten zu verkünden. „Also“, hob Herthas Manager an, „neu in den Mannschaftsrat gewählt wurden: Fredi Bobic und Hans-Georg Felder.“ Das war ein ganz gut gespielter Witz und sogar lustig insofern, als Hans-Georg Felder gar kein Profifußballer, sondern Pressesprecher des Vereins ist.

Was Fredi Bobic dagegen anbelangt, so ist die Sache gar nicht so lachhaft, wie sie sich zunächst mal anhört. Denn Fredi Bobic wäre nicht die schlechteste Lösung für das zentrale Gremium eines Teams, nach allem, was man über den Stürmer von Hannover 96 weiß. Etwa, dass er vom Spielertyp her vergleichbar ist mit Michael Preetz, der in wenigen Wochen seine Karriere beendet. Bobic hat in seinen 227 Bundesligaspielen ziemlich genauso viele Tore (100) geschossen wie Herthas scheidender Kapitän in 251 Spielen (91). Wäre da nicht das Alter. Hoeneß will den Kader nicht nur auf 23 Spieler verkleinern, sondern massiv verjüngen. Bobic ist 31. Dafür aber könnte Bobic eine andere Qualität einbringen, die Hertha mit den Abgängen von Preetz und Beinlich zu verlieren droht – Führungskraft, Charisma und Autorität. Und: Bobic ist ablösefrei zu haben, weswegen es bereits ein Gespräch gab.

Dieter Hoeneß ist qua seiner schwäbischen Herkunft ein vorsichtiger Kaufmann, und als solcher hat er immer auch die Einnahmen im Auge. Die gab es bei Hertha in der Vergangenheit durch die Teilnahme an der Champions League, die Fernsehpräsenz im Uefa-Cup oder den einst lukrativen Fernsehvertrag mit der Kirch-Gruppe. Ohne die Garantie auf eine Teilnahme an einem europäischen Wettbewerb und angesichts der schmaleren Erlöse auf dem Fernsehmarkt schrecken die Vereine vor Risiken zurück.

Hertha setzt auf Zeit. Fünf Spieltage vor Ablauf der Saison ist vieles möglich: ein Startplatz im UI-Cup, einer im Uefa-Cup, ja selbst die Teilnahme an der Champions League ist nicht mehr auszuschließen. „Es können sich plötzlich ganz neue Möglichkeiten ergeben“, sagt Hoeneß. Eine Teilnahme an der Champions League zöge eine garantierte Einnahmesumme von zwölf Millionen Euro nach sich. Hertha könnte aber auch Siebenter werden und leer ausgehen.

Vor diesem Hintergrund ist die Taktik von Hoeneß nachvollziehbar. Die Marktsituation hat sich verändert. Das Risiko wird zwischen Verein und Spieler neu verteilt. Vorbei ist die Zeit, als die Profis hohe Grundgehälter fordern konnten. In den vergangenen Wochen hat Hertha mit fünf Spielern die Verträge verlängert – zu geringeren Grundgehältern bei gleichen oder höheren Prämien. Zudem beenden fünf Spieler ihre Karriere oder verlassen den Verein. Ablösesummen bringen sie keine, gleichwohl aber verschwinden sie von der Gehaltsliste. Ein Punkt, der sich im Falle von Preetz (rund 1,6 Millionen Euro) und Stefan Beinlich (2,2) durchaus bemerkbar macht.

Aber auch die Entwicklungen am Tabellenende müssen im Auge behalten werden. Ob Nationalspieler wie die Leverkusener Bernd Schneider und Oliver Neuville oder der Bochumer Paul Freier in die Zweite Liga mit absteigen würden, ist fraglich. Auch international wird es Bewegungen geben. Hoeneß nennt als Beispiele Barcelona und Leeds United, die teure Mannschaften haben, in der kommenden Saison aber nicht international spielen werden. „Viele Entscheidungen fallen diesmal spät. Die meisten Vereine denken so wie wir“, sagt Hoeneß. Nur, was ist, wenn wirklich alle Vereine spät auf dem Transfermarkt aktiv werden? Würde das die Preise verderben? „Nein, das glaube ich nicht“, antwortet Hoeneß. „Der Markt wird größer sein als die Nachfrage.“

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