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Sport: Ein Etat zum Gewinnen

Der Berliner Fußball-Traditionsklub Tennis Borussia will wieder an bessere Zeiten anknüpfen

Von Karsten Doneck, dpa

Berlin – Peter Peschel kam nur zu Besuch. Viel zu tun hatte er ohnehin nicht. Der MSV Duisburg wollte ihn nicht mehr, der 32-Jährige teilte das Los vieler Berufskollegen nach dem Saisonende: Er war arbeitslos. Also schaute Peschel mal bei seinem Fußball-Kumpel Mustafa Turgut in Berlin vorbei. Der wiederum hatte gerade beim Oberligisten Tennis Borussia angeheuert. Peschel begleitete Turgut während seines Berlin-Aufenthalts auch mal zum Training. Was der Gast da sah, gefiel ihm. Der frühere Bundesliga- Stürmer des VfL Bochum bekam Lust mitzumachen. „Ich würde mich gerne bei euch fit halten“, sagte Peschel seinem Freund Turgut. Der Kontakt zu TeBe- Trainer Theo Gries, früher Profi bei Hertha BSC, war schnell hergestellt. Und Peschel trainierte nicht nur mit, er unterschrieb kurze Zeit später auch noch einen Einjahresvertrag bei den Borussen.

Alles eine Frage des Geldes? „Unsere Spieler kriegen nicht viel bezahlt“, beteuert Peter Antoni, Hotelbesitzer und nebenbei Vorstandsvorsitzender bei TeBe. Tennis Borussia hat für die nächste Saison einen Etat von 380 000 Euro aufgestellt. Hört sich nach viel an, relativiert sich aber dadurch, dass der Betrag den Haushalt für den gesamten Verein umfasst, also inklusive Frauen- und Jugendfußball. Ein Insolvenzverfahren hat der Klub erst vor kurzem abgeschlossen, man hat nun endlich wieder etwas freiere Hand beim Handeln.

Die Spielerverpflichtungen deuten darauf hin, dass TeBe sich wieder Richtung Regionalliga orientiert. Dejan Raickovic kehrte von Rot-Weiß Oberhausen nach Charlottenburg zurück, Daniel Scheinhardt, ein weiterer ehemaliger Profi, konnte gehalten werden, Daniel Petrowsky (Carl Zeiss Jena) und Kostas Pantios (Babelsberg 03) sind Zugänge, die manch anderer Oberligist auch gerne hätte. Badet TeBe wieder im Geld? „Nein“, sagt Antoni. Und erzählt: „Raickovic zum Beispiel – dessen Familie lebt seit zehn Jahren in Berlin. Der fühlt sich hier zu Hause, außerdem wollen wir ihn später bei uns in die Vereinsarbeit einbinden. Und Scheinhardt haben wir einen Job besorgt, der arbeitet bei uns im Marketingsektor.“

Erfahrene Kräfte wie Peschel und Raickovic haben jedoch vorgebeugt: Ihre Verträge beinhalten eine Klausel, die ihnen die Freigabe nach der Hinrunde zusichert, falls doch noch mal ein Klub aus dem Profibereich Interesse zeigt.

Dass jeder Neuanfang mitunter seine Tücken hat, musste auch TeBe erfahren. Zum ersten ernsthaften Test für die neue Saison trat die Mannschaft bei Erzgebirge Aue an – und verlor 2:11. „Eine schlimme Niederlage“, klagte Antoni, gibt aber die Hoffnung nicht auf: „Sie hätten mal sehen sollen, wie sauer unsere Spieler nach dem Spiel auf sich selbst waren. Das sind alles Typen, die unbedingt gewinnen wollen.“

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