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Sport: Ein Fall, zwei Ebenen

Christian Tretbar über die Äußerungen Christoph Daums

Es gibt ihn wieder, den Fall Daum. Eine Fortsetzung des ersten Falls – nur mit anderen Mitteln. Damals ging es um Drogen, heute um Homosexualität. Christoph Daum polarisiert eben gern, könnte man sagen. Er liebt die große Inszenierung. Okay. Doch diesmal ist er erneut über das Ziel hinausgeschossen – fast unfreiwillig. Denn man muss bei diesem neuen Fall Daum zwei Ebenen unterscheiden. Die eine ist seine persönliche. Dass er es schafft, sich in einer Stadt wie Köln, die wie allenfalls noch Berlin Weltoffenheit und Toleranz gegenüber Homosexuellen lebt, jeglicher Aufgeschlossenheit zu widersetzen, zeigt, in welcher geistigen Phase er heimisch ist: in den fünfziger Jahren.

Nur, und das ist die zweite Ebene, die gesellschaftliche, hat er diesmal gar nicht provoziert. Schließlich hat er nur das ausgesprochen, was er im Fußball für die Herrschaftsmeinung hält. Vielleicht bekommt er sogar Applaus dafür, wenn er bald wieder in der ersten Liga auf der Trainerbank sitzt. In keinem anderen gesellschaftlichen Bereich ist es für Homosexuelle so schwer, zu ihrer Identität zu stehen, wie im Fußball. Daum, der Bewahrer, will wohl genau das beibehalten.

Doch es ist nicht nur seine Antipathie gegenüber Homosexuellen, die die Äußerungen Christoph Daums zu einem Fall Daum werden lassen – es ist der Zusammenhang. Dass er Homosexualität mit Pädophilie gleichsetzt, ist ein Skandal. Richtig, niemand sollte an Sportler höhere moralische Maßstäbe anlegen als an den Rest der Gesellschaft. Aber Daum ist als Trainer des FC auch ein Aushängeschild seiner Stadt – und die hat ihn längst überholt.

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