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Sport: Ein Fast-Meister und ein gefühlter Absteiger

Der VfB Stuttgart wahrt mit dem 2:0 die Titelchance, während sich Verlierer Mainz schon in der Zweitklassigkeit sieht

Als der Schlusspfiff im Gottlieb-Daimler-Stadion ertönte, da wusste das spielende Personal des VfB Stuttgart nicht, was sein 2:0 (1:0)-Erfolg über den FSV Mainz 05 wert war. Denn erst als die Stuttgarter Profis in ihre Mannschaftskabine kamen, erfuhren sie, dass sie nicht die Tabellenführung an sich gerissen, sondern nur drei Punkte gewonnen hatten. Immerhin taugten diese drei Zähler, um bereits zwei Spieltage vor Saisonende den dritten Platz zu sichern, der zu zwei Qualifikationsspielen zur Champions League berechtigt. Zudem haben die Stuttgarter nun in ihrer Torbilanz mit Tabellenführer Schalke 04 ausgeglichen.

„Wir wollen jetzt alles tun, um Deutscher Meister zu werden“, sagte Ludovic Magnin. Er war der einzige Stuttgarter, der nach den Toren von Fernando Meira in der ersten und Roberto Hilbert in der zweiten Halbzeit offen vom Titel sprach. Andere waren da vorsichtiger. „Wir müssen Geduld haben, wir haben eine große Chance“, sagte VfB-Kapitän Meira, der wegen seiner fünften Gelben Karte nächste Woche in Bochum fehlen wird. „Wir werden versuchen, so lange wie möglich da oben zu bleiben“, sagte Torwart Timo Hildebrand.

Die Verantwortlichen der Schwaben übten sich noch mehr als ihre Spieler in vornehmer Zurückhaltung. „Es ist toll, dass der VfB Stuttgart da oben dabei sein kann“, sagte Manager Horst Held. Und Stuttgarts Trainer Armin Veh sah den endgültigen Beweis erbracht, „dass die Mannschaft mit dem Druck umgehen kann. Das war sehr souverän heute.“ Jetzt gehe es, befand Heldt, zum „Herzschlagfinale“ nach Bochum. Für seine Mannschaft natürlich, denn die Bochumer haben ja ihr Ziel, haben den Klassenerhalt mit dem 3:0-Sieg beim Hamburger SV gestern erreicht.

Vor 56 000 Zuschauern hatte Mainz gestern keine wirkliche Chance. Zu überlegen agierten die Schwaben, die jederzeit das Tempo kontrollierten. Die größte Mainzer Möglichkeit hatte ein Stuttgarter. In Spielminute 61 hätte Meira fast ein Eigentor erzielt. „Wir haben alles versucht“, sagte Trainer Jürgen Klopp. Es reichte nicht, nach Spielschluss trotteten die Mainzer Spieler traurig durch die Gegend. Klub-Präsident Harald Strutz sprach von einem „gefühlten Abstieg“ seines FSV. Jürgen Klopp schüttelte nach dieser Aussage etwas erstaunt den Kopf und sagte, man werde weiter kämpfen und es sei noch alles möglich, „wenn wir unseren Zuschauern einen Heimsieg über Mönchengladbach“ schenken. „Die Situation ist nicht einfacher geworden. Im Moment aber geht es darum, dass wir uns wieder aufrichten.“

Das fällt angesichts des Rückstandes von fünf Punkten auf den VfL Wolfsburg, der auf dem rettenden 15. Platz steht, vermutlich schwer. Der Mainzer Manager Christian Heidel jedenfalls saß noch lange nach dem Schlusspfiff da und es klang, als gehe es nun nur noch darum, den Nachlass einer ehemaligen Erstligamannschaft zu regeln. „Die Welt stürzt jetzt nicht ein, man hat uns nicht zugetraut, dass wir drei Jahre in der ersten Liga spielen würden“, sagte Heidel. „Bis jetzt aber ist noch kein Verein an uns herangetreten, weil er einen unserer Spieler verpflichten wollte.“

So substanzielle Probleme haben sie beim VfB Stuttgart nicht. „Wir waren konzentriert und souverän“, lobte Trainer Armin Veh nach dem 2:0 gegen die Mainzer seine Mannschaft. Noch also ist der Blick nach oben erlaubt, die Chance auf den Titel in Stuttgart da – auch wenn die Schwaben nun nur noch zwei Spieltage lang hoffen können, dass Tabellenführer Schalke patzt.

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