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Sport: Ein fast unmoralisches Angebot

Der Sportartikelhersteller Nike bietet dem DFB eine halbe Milliarde Euro und fordert Adidas heraus

Berlin - Spaß muss sein. Erst recht, wenn er auf dem Rücken des Konkurrenten ausgetragen wird. So hängt in der neuen Deutschland-Zentrale des Sportartikel-Herstellers Nike an der Otto-Fleck- Schneise in Frankfurt am Main ein großes Konterfei von Adidas-Boss Herbert Hainer. Der wird hier auf den Fluren als „Nike-Spokesman“ verhöhnt – weil kaum eine andere Person nach Meinung der Nike-Leute so oft über ihre Firma spricht wie der Vorstandsvorsitzende des Konkurrenten aus Herzogenaurach. Gerade erst machte Hainer aus seiner Abneigung gegen den Weltmarktführer in Sachen Sportartikel keinen Hehl. „Ein Wahnwitz“ sei es, dass Nike 50 Millionen Euro jährlich an einen Fußballverband zahlen will. „Wenn wir das tun würden, würde jeder sagen, die bei Adidas sind verrückt. Wir würden das auch nicht machen“, sagte Hainer.

Hintergrund des Zorns ist die beste Offerte, die weltweit je auf dem Fußball-Markt unterbreitet wurde. Der Konzern Nike hat für den Deutschen Fußball-Bund (DFB) ein Mega-Angebot geschnürt. Um Ausrüster der Nationalelf zu werden, bietet die Firma insgesamt 500 Millionen Euro. Der Deal: 50 Millionen von 2011 an für acht Jahre, um alle Nationalmannschaften des DFB auszustatten. Zusätzlich 50 Millionen als sogenannte „Signing fee“ für die Vertragsunterschrift, weitere 50 Millionen fürs Frauenteam.

Nike hat bisher von den großen Fußballnationen nur Brasilien, die Niederlande und Portugal unter Vertrag – Deutschland gilt als wichtigster europäischer Markt. Nikes Deutschland-Chef Hubertus Hoyt sieht „im deutschen Fußball ein besonders großes Potenzial“. Kein Wunder, dass beim DFB die noch im September im Zuge des Schuhstreits beschlossene Absichtserklärung, die traditionsreiche Zusammenarbeit mit Adidas bis 2014 auszudehnen, in den Hintergrund rückt. Schatzmeister Heinrich Schmidhuber reibt sich schon einmal die Hände. „Die 500 Millionen schlagen alle Rekorde“, jubiliert nun der stämmige Bayer in der „Passauer Neuen Presse“. Das Angebot sei „verlockend“ und könne nicht einfach vom Tisch gewischt werden. Es liege seit zwei Monaten vor, Adidas sei darüber informiert worden. „Nun muss man abwarten, was die Verhandlungen im Januar, Februar oder März ergeben.“ DFB-Präsident Theo Zwanziger hält in seiner versierten Art beiden Interessenten die Tür offen. Doch es gilt als offenes Geheimnis, dass sich der Verbandsboss nicht so über den Tisch ziehen lässt, wie es Vorgänger Gerhard Mayer-Vorfelder bei der nach Meinung vieler Experten voreiligen Vertragsverlängerung Weihnachten 2002 passiert ist. Auch damals hatte Nike bereits exorbitante Summen geboten, Mayer-Vorfelder jedoch den vertrauten Partnern den Zuschlag erteilt.

Der Markt ist umkämpft: Adidas buhlte erst kürzlich um das Nike-Aushängeschild Brasilien – und trieb den Preis für die Vertragsverlängerung bis 2018 in die Höhe. Mexiko erlag einer Adidas-Offerte und kehrte Nike den Rücken. Doch der amerikanische Vorstoß im Gründungsland trifft Adidas im Mark. Zwar hat das Unternehmen durch die WM in Deutschland beispielsweise so viele Trikots und Bälle abgesetzt wie nie zuvor, doch die Zeiten der Alleinherrschaft sind vorbei. Bei der WM stattete Nike acht Mannschaften, Adidas sechs Teams aus. Auch in der Bundesliga wollen die Amerikaner wachsen, auch wenn gerade der Vorstoß bei Eintracht Frankfurt scheiterte. Hertha BSC, Borussia Dortmund, VfL Wolfsburg und VfL Bochum spielen bisher mit dem Swoosh, Bayern München, Schalke 04, Bayer Leverkusen und der 1. FC Nürnberg in den drei Streifen von Adidas. Als offizieller Ausrüster der Fifa für die WM-Turniere 2010 und 2014 sind wichtige Marketing-Gelder von Adidas für die Zukunft bereits gebunden; zudem, so heißt es, wolle Hainer auf keinen Fall gleichziehen – bisher erhält der DFB an Finanz- und Sachleistungen rund zwölf Millionen Euro jährlich. Was passiert, wenn das Gegengebot ausbleibt? „Dann muss Adidas davon ausgehen, dass der Vertrag mit dem DFB 2011 endet“, sagt Schatzmeister Schmidhuber.

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