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Sport: Ein Favorit wird demontiert

Bayer Leverkusen überrennt den desolaten FC Bayern und siegt dank Franca und Berbatow 4:1

Selbst für Spott war am Ende noch reichlich Zeit. 30 Minuten waren im Spitzenspiel zwischen Bayer Leverkusen und Bayern München noch zu spielen, da schallte der Hohn bereits melodisch von den Rängen. 4:0 stand es nach einer glänzenden Vorstellung der Leverkusener, und Bayerns Trainer Felix Magath hatte in blindem Aktionismus seinen Abwehrspieler Lucio ausgewechselt. Das wiederum war eine willkommene Gelegenheit für die Fans, den früheren Leverkusener mit den entsprechenden Gesängen in die Kabine zu schicken. „Opa Lucio haben wir nicht gesehen“, schrien sie von den Rängen. Bis zum Ende sollten diese Gesänge nicht verstummen.

4:1 (1:0) gewann Bayer 04 das Spitzenspiel gegen Bayern München. „Bayer war heute Weltklasse“, sagte Michael Ballack über die Leistung der Leverkusener. Der zweifache Torschütze Dimitar Berbatow bekundete derweil, nichts anderes gemacht zu haben, als die Befehle des Trainers umzusetzen: „Mach jeden kaputt, hat der Trainer gesagt.“ Die Heimmannschaft zeigte in der ausverkauften Bayarena tatsächlich alles, was eine europäische Spitzenmannschaft ausmacht. Aggressiv und torgefährlich präsentierte sich das Team von Klaus Augenthaler gegen die schwach spielenden Bayern. Drei Tore in sieben Minuten schoss allein das Leverkusener Sturmduo Berbatow und Franca. „Da hat meine Mannschaft nur noch resigniert“, sagte Magath.

Mit viel Offensivdrang starteten die Leverkusener in das Spiel, immer wieder drangen Berbatow und Franca in den gegnerischen Strafraum ein. Bereits in der 11. Minute sprang Owen Hargreaves der Ball im Strafraum gegen den Oberarm. Doch Schiedsrichter Herbert Fandel entschied nur auf Ecke. Kaum waren die Pfiffe in der Bayarena wegen dieser Entscheidung verstummt, fiel die längst verdiente Führung. Nach einem Pass in die Tiefe von Franca, der das gesamte Mittelfeld überbrückte, setzte sich erneut Berbatow gegen Hargreaves durch und schob den Ball geschickt an Bayerns Torhüter Oliver Kahn vorbei ins Tor. Symptomatisch für die Stärke der Heimmannschaft war, dass sie in dieser Phase in Unterzahl spielte. Als das Tor fiel, wurde Jacek Krzynowek gerade am Seitenrand behandelt.

Dass der Spielstand zur Halbzeit nur 1:0 für Leverkusen hieß, war vor allem Kahn zu verdanken, aber die Bayern hatten auch viel Glück. Berbatow vergab per Seitfallzieher (24.), Franca frei vor dem Tor (30.). „In Zukunft werde ich das auch noch besser machen“, versprach der Bulgare. Bereits in der zweiten Halbzeit löste er diese Prophezeiung teilweise ein. Doch zuerst kam die Zeit seines Sturmkollegen Franca. Einen 18-Meter-Schuss des Brasilianers ließ Kahn auf nassem Rasen unter dem Arm durchrutschen – der Ball verfehlte nur knapp das Tor. Die Enttäuschung über die vertane Chance dauerte nicht lange. Keine Minute später folgte die dreifache Demütigung für die Bayern: zweimal durch Franca, einmal durch Berbatow. Erst schlenzte der Brasilianer von der Strafraumgrenze den Ball gekonnt über Kahn an die Unterkante der Latte und schließlich ins Tor (52.). Vier Minuten später war es schon wieder Franca, der den Ball an Kahn nach einem Alleingang vorbeilegte, wie es auch Berbatow nur drei Minuten später beim 4:0 machte.

Das einzige Tor der Bayern durch einen Kopfball von Michael Ballack (84.) war dann auch kaum den Jubel wert. Die ganze Überlegenheit der Leverkusener zeigte sich in der letzten Chance des Spiels. Nur weil Schiedsrichter Fandel nach einem Foul von Thomas Linke an Hanno Balitsch nicht auf Elfmeter entschied, blieb den Bayern ein fünftes Gegentor erspart. „Ich muss die hervorragende Leistung Leverkusens anerkennen. Wir waren am Schluss moralisch gebrochen“, sagte Magath in seiner Analyse. Es hörte sich sehr gequält an. Und fast schon trotzig klang sein letzter Satz: „Ich habe aber auch Positives gesehen.“ Nein, er meinte nicht Bayer Leverkusen, sondern tatsächlich sein eigenes Team.

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