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Sport: Ein Gegentor hilft

Bayern schlägt Gladbach nach 0:1 noch 2:1

München - Es klang beinahe väterlich, was da zu hören war, und das war neu. Wenn sich Dick Advocaat in den letzten Wochen über seine Mannschaft geäußert hat, lag in seinen Worten bisweilen eine Spur Verachtung; er klang dann wie jemand, dem eine miese Laune des Schicksals ein schwer erziehbares Gör beschert hat, das ungerechterweise ausgerechnet er zu einem anständigen Kind erziehen müsse. Am Sonnabend aber bereitete ihm sein Sprössling keine Schande, im Gegenteil, der Trainer von Borussia Mönchengladbach sah eine ansprechende Leistung seines Teams, was ihm Anlass für ein ausdrückliches Lob war. „Die Mannschaft war heute sehr engagiert“, sagte Advocaat, „die meisten Spieler haben gut gespielt.“ Wenn sich auch nicht gerade Stolz in seine Stimme mischte, so doch zumindest Anerkennung.

Felix Magath saß daneben, wiegte sich entspannt an der Rücklehne seines Stuhls und lauschte den Worten seines Kollegen. Er war mindestens genauso zufrieden mit diesem Nachmittag, 2:1 hatte die Mannschaft des Bayern-Trainers gewonnen und sich einen Drei-Punkte-Vorsprung gegenüber Verfolger Schalke erarbeitet. Magath musste dabei den munteren Gästen dankbar sein, vor allem wegen deren Führungstor. „Das 0:1 hat uns wachgerüttelt“, sagte Magath, „das war der Knackpunkt.“

Bis zu diesem Zeitpunkt hatten die Bayern nicht erkennen lassen, dass es ihnen ein ernsthaftes Anliegen war, die lästige Ligapflicht zwischen den Champions-League-Aufführungen gegen Chelsea siegreich zu bestehen. Sie traten so zurückhaltend auf, als sei das Rückspiel gegen die Engländer nicht für Dienstagabend, sondern Sonntagmorgen angesetzt, und so fand Gladbach Gefallen daran, das Spiel unverhofft mitzugestalten. Bis zu jenem Führungstreffer eben, den Willy Sagnol durch einen lässigen Ballverlust erst ermöglichte (Magath: „Er fühlte sich wohl gefoult“) und Ivo Ulich nach Flanke von Marcell Jansen erzielte. Sein Coup aber entpuppte sich als Danaergeschenk. Nach dem Tor „passierte etwas in den Köpfen von den Spielern“, erklärte Advocaat. Er sagte nicht, was da geschah, aber offenbar war es nichts Zweckdienliches: Rund zehn Sekunden nach Wiederanpfiff liefen die Borussen so unsortiert im eigenen Strafraum herum, dass Mehmet Scholl den Ball mühelos aus wenigen Metern über die Linie treten konnte.

Danach beschlossen die Bayern, das Spiel doch noch gewinnen zu wollen. Nachdem Craig Moore wegen wiederholten Foulspiels vom Platz musste, nahmen die Torchancen zu. Die beste verwertete Michael Ballack, als er nach einer Flanke von Willy Sagnol unbedrängt einköpfen konnte. „Wir müssen heilfroh sein, dass wir gewonnen haben“, sagte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge, „um ehrlich zu sein, ich hatte ein wenig Angst vor diesem Spiel. So war es ein wichtiger Schritt in Richtung Meisterschaft.“

Die Gladbacher müssen sich dagegen nun ernsthaft mit dem Thema Abstieg auseinander setzen, auf drei Punkte ist der Vorsprung gegenüber Bochum geschmolzen. Die richtig unangenehme Arbeit scheint für Advocaat also gerade erst zu beginnen.

Daniel Pontzen[München]

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