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Sport: Ein intrigantes Spiel

Chaos im türkischen Fußball: Die Regierung will den wiedergewählten Verbandspräsidenten stürzen

Istanbul - Der Triumph währte nur kurz. Mit einem Vorsprung von sieben Stimmen wurde Haluk Ulusoy kürzlich zum dritten Mal in seiner Laufbahn zum Vorsitzenden des türkischen Fußballverbandes gewählt. Kaum hatte Sportminister Mehmet Ali Sahin die Nachricht von Ulusoys Erfolg erhalten, erklärte er im Parlament, er werde alles tun, um den Vorsitzenden zu stürzen. Unterdessen deutete Nationaltrainer Fatih Terim seinen baldigen Rücktritt an – im türkischen Fußball herrscht das Chaos.

Seit der verpassten Qualifikation für die Weltmeisterschaft gegen die Schweiz im November halten Korruptionsvorwürfe, Berichte über Verbindungen zwischen Funktionären und der Mafia sowie politische Einmischungsversuche die Szene in Atem. Schon von 1997 bis 2004 stand Ulusoy zwei Amtsperioden lang an der Spitze des Verbandes. In diese Zeit fielen die größten Erfolge des türkischen Fußballs, sagen Ulusoys Anhänger: Galatasaray Istanbul holte im Jahr 2000 den Uefa-Cup, und die Nationalmannschaft wurde 2002 sensationell WM-Dritter.

Doch Ulusoy wurden in der Presse Verbindungen zur Mafia nachgesagt. Ermittler der Regierung haben ein 400 Seiten starkes Dossier über Ulusoy zusammengestellt; 30 Strafanzeigen laufen gegen den Funktionär, wie Sportminister Sahin sagt. Nicht nur er ist der Meinung, dass im türkischen Fußball geschoben, gemauschelt und gepfuscht wird. So waren in den vergangenen Jahren die Ergebnisse einer polizeilichen Überwachung von Telefongesprächen einiger Mafiosi bekannt geworden, in denen es um die Manipulation von Fußballspielen ging. Ein führendes Mitglied eines eigens eingerichteten Untersuchungsausschusses im Parlament von Ankara bezeichnete den türkischen Fußball als „Paradies für Spielabsprachen, Prämienzahlungen und die Mafia“. Viele Unregelmäßigkeiten sollen sich während Ulusoys Zeit an der Verbandsspitze abgespielt haben.

Verurteilt wurde Ulusoy bisher nicht – er sei „in allen Bereichen sauber“, sagte er nach seiner Wahl. Die Regierung von Ministerpräsident Erdogan ließ trotzdem nichts unversucht, um seine erneute Wahl zu verhindern. Minister Sahin warnte Ulusoy sogar öffentlich vor einer Kandidatur. Nun will Sahin einen Trick anwenden, um Ulusoy wieder loszuwerden. Sahin möchte eine außerordentliche Generalversammlung des Verbandes einberufen und den Vorstand neu wählen lassen.Weil der Verbandschef höchstens drei Amtsperioden auf seinem Posten bleiben dürfe, könne der gerade zum dritten Mal gewählte Ulusoy nicht mehr als Kandidat antreten, sagt Sahin.

Als sei die Unruhe nicht groß genug, hat nun Nationaltrainer Terim angekündigt, dass er seinen Vertrag vorzeitig auflösen will. Presseberichten zufolge ist Ottmar Hitzfeld einer der Nachfolge-Kandidaten.

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