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Eine rechte Gerade. Ken Norton trifft Mohammad Ali im dritten Kampf der beiden 1976. Offiziell gewann Ali, die Experten sahen aber Norton als den stärkeren Boxer. Foto: dpa

© dpa

Sport: Ein Jahrhundertmoment

Ken Norton, der Mann, der Ali den Kiefer brach, ist tot. Der Ex-Champion starb mit 70.

Als der Mann, der Ali den Kiefer brach, ist er in die Geschichte eingegangen. Sein Name hatte einen Klang der Verneigung: Ken Norton. Nun ist er, 40 Jahre nach seinem Jahrhundertmoment, in einem Pflegeheim in Las Vegas im Alter von 70 Jahren an Herzversagen verstorben.

Nortons Karriere war mehr als die eines Kieferbrechers. Der Mann aus Jacksonville (Illinois) hat die Hochzeit des Boxens mitbestimmt. Nicht irgendwie, sondern an ihrer Spitze. Neben Mohammad Ali, Joe Frazier, George Foreman und dem aufkommenden Larry Holmes war Norton einer der Big Five jener epochalen Phase des Boxens, die noch heute weltweite Bewunderung erfährt.

Dabei war Norton ein Quereinsteiger. Er ging nicht den klassischen Ausbildungsweg als Amateur über die Olympischen Spiele, was seinerzeit die sicherste Eintrittskarte in die Welt der großen Gagen bedeutete. Norton begann als Leichtathlet, war aber gleichwohl ein Athlet von herkulesscher Gestalt. Ende der 60er Jahre fand er den Weg ins Gym von Eddie Futch, der auch Frazier betreute. Da Norton ein weiches Kinn hatte, formte Futch aus ihm einen gefürchteten Angriffsboxer, der seine Gegner permanent unter Druck setzte. Auch Ali sollte damit seine Schwierigkeiten haben. Im März 1973 schickte Norton in San Diego „den Größten“ in den Ringstaub und zertrümmerte ihm den Unterkiefer. Norton war damals erst der Zweite nach Frazier (1971), der Ali bezwingen konnte. Dabei war Norton eigentlich als Aufbaugegner ausgeguckt worden. Anschließend besuchte Norton Ali am Krankenbett. Ali sagte: „Ich will nie wieder gegen dich boxen“. Doch es kam anders. Ali vs. Norton wurde zur Triologie. Noch im gleichen Jahr revanchierte sich Ali in Los Angeles, 1976 siegte Ali in einem Titelkampf im New Yorker Yankee Stadium ebenfalls nur nach Punkten. Für viele Experten hatte Norton auch diese beiden Kämpfe gewonnen. Selbst Ali bezeichnete seinen Angstgegner nach einem seiner umstrittene Erfolge als den wahren Sieger.

Nortons WM-Traum erfüllte sich erst 1978, und das nicht einmal im Ring. Weil Leon Spinks 1978 seinen von Ali gewonnenen Titel lieber in einem Rückkampf als gegen den offiziellen Herausforderer Norton verteidigen wollte, setzte der Weltverband WBC Norton als neuen Champion ein. Doch diesen Titel verlor Norton gleich wieder. In 15 hochdramatischen Runden musste er sich Larry Holmes knapp geschlagen geben. Noch heute gilt dieser Kampf als einer der anspruchsvollsten im Schwergewicht überhaupt. Holmes gab Norton jedenfalls nie einen Rückkampf.

„Sein Tod macht mein Herz schwer“, kondolierte Holmes nun. Die Boxwelt hat wieder einen der Großen verloren. miro

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