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Sport: Ein Klonpferd kommt selten allein

Über die Folgen eines Experiments für den Rennsport

Prometea rast über die Koppel, die Mähne des hellbrauen Fohlens wippt im Wind. Wie bei allen jungen Pferden sieht der Galopp noch verspielt aus. Dann bremst Prometea ab und sucht Schutz bei seiner Mutter. Es hält den Kopf dicht an seine Mama, und dabei fällt auf, wie stark sie sich ähneln. Nur die Mähne der Stute ist noch nicht so weiß.

Die Ähnlichkeit ist verblüffend. Doch Prometea ist nicht nur Tochter, sondern zugleich Zwilling der Haflingerstute. Eine genetische Kopie ihrer Mutter. Prometea ist das erste Klonpferd der Welt und wurde von seiner Gen-Geberin selbst ausgetragen. Die Geburt am 28. Mai hat aber lange nicht die Aufmerksamkeit erhalten wie beim Klonschaf Dolly. Erst in der jüngsten Ausgabe der Fachzeitung „Nature“ hat der Forscher Cesare Galli über sein Projekt im italienischen Cremona berichtet.

Vor allem unter den Galoppern wird über die Folgen dieses Experiments für den Rennsport diskutiert. Während Galli bereits Anfragen von Züchtern bekommt, hält Holger Schmeling als Leiter des erfolgreichsten deutschen Gestüts Karlshof Klonzucht derzeit für undenkbar. „Auf den Rennsport hat das vorerst keine Auswirkung“, sagt Schmeling. „Es gibt sicher Leute, die damit liebäugeln, aber die müssten alle Verbände hinter sich bringen.“ Weltweit gelten strenge Regeln für die Herkunft der Starter. Nicht einmal die künstliche Besamung ist im Rennsport erlaubt.

Klonen wäre noch ein Schritt mehr. „Das widerspricht doch der Idee der Vollblutzucht“, sagt Schmeling. Anfang des 18. Jahrhunderts wurde die Vollblutzucht in England mit drei orientalischen Hengsten begonnen, von denen noch heute nahezu alle Vollblüter abstammen. Pferderennen dienen noch immer als Prüfung für den Zuchterfolg, und Rennerfolge wiederum sind für die weitere Zucht entscheidend. „Zucht heißt doch: verbessern. Wir wollen immer neue bessere Kombinationen finden“, erklärt Schmeling, „Klonen heißt doch nur, das Bestehende zu kopieren. Damit hätten wir Stillstand.“ Neben dem praktischen gibt es für ihn auch einen emotionalen Grund: „Wenn die Zucht fabrikmäßig wird, macht das keinen Spaß mehr. Wir machen jetzt schon genug gegen die Natur.“

Vereinzeltes Klonen zum Beispiel bei kastrierten Hengsten hält Schmeling in Zukunft jedoch für denkbar: „Was technich möglich ist, wird irgendwann gemacht.“ Doch derzeit ist nicht einmal der Anteil des Erbguts und der Umwelteinflüsse auf die Klasse eines Rennpferdes bekannt. „Insofern könnte die Aufzucht von Klonpferden einen Vergleich bringen“, sagt der Mann, der den überragenden Derbysieger Samum gezüchtet hat. „Aber macht es noch Spaß, wenn 20 Samums in einem Derby laufen?“

Ungeklonte Pferde laufen heute ab 16.15 Uhr auf der Galopprennbahn Hoppegarten (Eintritt frei).

Ingo Wolff

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