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Sport: Ein Mann des Machbaren

Warum Aleksandar Ristic als komischer Kauz gilt

Aleksandar Ristic arbeitet schon lange als Fußballtrainer, er ist jetzt fast 60 Jahre alt, und im Laufe der Zeit haben sich seine Vorstellungen vom Trainerberuf ein wenig gewandelt. „Wenn der einzige Erfolg nur lauten kann: Abstieg vermeiden, Klassenerhalt schaffen, ist die Arbeit für micht nicht interessant“, hat Ristic vor knapp 20 Jahren gesagt. Mit dieser Begründung hat er damals bei Eintracht Braunschweig gekündigt und als Assistent beim Hamburger SV angefangen. Seit gestern ist Ristic Cheftrainer beim Fußball-Zweitligisten 1. FC Union. Sein einziger Erfolg in Berlin kann nur lauten: Abstieg vermeiden, Klassenerhalt schaffen.

Vielleicht hat der Bosnier vor 20 Jahren, am Beginn seiner Trainerkarriere, noch von großen Triumphen geträumt. Einen Titel hat er als Cheftrainer nie geholt, aber er ist mit Mannschaften aufgestiegen, von denen das niemand vermutet hätte. Und auch die Aufgabe, die jetzt auf ihn zukommt, kennt er bestens, weil er sie nach seinem Abschied aus Braunschweig mehrmals erlebt hat – und weil er sie mehrmals gemeistert hat. Rot-Weiß Oberhausen führte er in der Zweiten Liga von Platz 18 auf Platz 12 und im folgenden Jahr sogar knapp an die Aufstiegsränge heran. „Man braucht in einer solchen Phase Erfahrung“, hat Ristic bei seinem Amtsantritt in Berlin gesagt.

Seit 27 Jahren arbeitet der Bosnier inzwischen als Trainer. Was seine Biographie jedoch von der des gemeinen Feuerwehrmannes unterscheidet, ist die geringe Fluktuation in seinem Lebenslauf. In 27 Jahren hat Ristic für nur fünf Vereine gearbeitet, für den HSV, für Braunschweig, Fortuna Düsseldorf, Schalke 04 und Oberhausen. Seit seinem ersten Engagement in Düsseldorf vor 17 Jahren ist er nicht mehr umgezogen.

In der Öffentlichkeit hat der Bosnier immer als etwas kauziger Typ gegolten. Vor den Spielen hat er Hustenbonbons an die Linienrichter verteilt. Und als er im Dezember 1990 nach öffentlichen Querelen mit Fortunas Vorstand seinen Wechsel zu Schalke durchgedrückt hatte, erschien er im Nikolauskostüm zur Pressekonferenz.

Mit seinen Späßchen hat Ristic stets von seinen fachlichen Qualitäten abgelenkt. Als Trainer war er ein Mann des Machbaren. Selbst aus unterdurchschnittlich gut besetzten Kadern hat er mit Hilfe seines Systems erfolgreiche Mannschaften geformt. Dieses System sah vor allem die strenge Sicherung des eigenen Tores vor. Nach einer Niederlage in Köln hat Ristic einmal gesagt: „Nach dem 0:1 konnten wir nicht mehr auf 0:0 spielen.“ Das ist es.

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