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Sport: Ein Mann, eine Epoche

Alex Ferguson ist seit 1000 Spielen Trainer von Manchester United

Alex Ferguson hasst Journalisten. Er ist der einzige Trainer in der Premier League, der nach Spielen nicht zur Pressekonferenz erscheint. Doch weil er gegen Lyon in der Champions League sein 1000. Spiel als Trainer von Manchester United feiern durfte, lud der 62-jährige Schotte vergangene Woche ein paar Chefredakteure zu einem Essen ein. Das Treffen war so nett, dass ein Zeitungsmann fragte, was man denn noch tun könne, um die Zusammenarbeit in Zukunft besser zu gestalten. „Sie könnten versuchen zu sterben“, grinste Ferguson.

Man darf diese Bemerkung getrost unter „britischer Humor“ abbuchen, aber sie zeugt auch von der Selbstherrlichkeit, die sich nach 18 Trainerjahren bei dem ehemaligen Schifffabrikarbeiter aus Glasgow bemerkbar macht. 24 Titel, darunter acht Meisterschaften, vier FA-Pokale und der unvergessene Gewinn der Champions League 1999 im Finale gegen den FC Bayern haben Ferguson zum Helden der United-Fans gemacht. „Ferguson ist eine Figur von historischer Bedeutung“, sagt Chelsea-Trainer José Mourinho. Fergusons Arbeitseifer ist legendär. Im Februar bekam er einen Herzschrittmacher, aber ruhiger ist der kauzige Mann mit dem roten Gesicht nicht geworden.

Seine Halbzeitansprachen sind nach wie vor gefürchtet; man nennt ihn nicht umsonst den „Haarföhn“ – seine Spezialität ist es, Spieler aus nächster Nähe so anzubrüllen, dass ihre Haare trocken werden. Gerne wirft er auch mit Sachen um sich. Im April 2003 trat er so fest mit einem Schuh, dass er David Beckham gegen die Augenbraue flog. Der wechselte wenige Monate später nach Madrid.

„Als Ferguson nach der Weltmeisterschaft 1986, wo er Schottland trainierte, zu United kam, befand sich der Traditionsklub in einer Dauerkrise. Die Spieler tranken häufig einen über den Durst. Drei Jahre lang hatte Ferguson mit der Mannschaft keine Erfolge. Seine Entlassung schien schon beschlossene Sache, als Mark Robbins im Januar 1990 gegen Nottingham Forrest traf. Der Sieg ließ United in die vierte Runde des FA-Pokals einziehen, im Mai gewann ManU den Pokal. Der Rest ist Geschichte.

Doch Ferguson ist nicht mehr so unantastbar wie vor wenigen Jahren. Arsenal und Chelsea scheinen United den Rang abzulaufen, und seit einem öffentlichen Streit mit den Haupteigentümern des Klubs, JP McManus und John Magnier, um ein Rennpferd besitzt Ferguson nur noch einen Vertrag, der leicht gekündigt werden kann. Trotzdem hat sein Wort weiter Gewicht. Erst am Sonntag hat er den Möchtegern-United-Besitzer Malcolm Glazer öffentlich abgewatscht: „Die Fans und ich wollen nicht, dass der Klub in fremde Hände gerät.“

United-Insider gehen davon aus, dass Sir Alex erst das Feld räumt, wenn die Mannschaft ein zweites Mal die Champions League gewonnen hat. Dass der Triumph von 1999 bisher nicht wiederholt werden konnte, wurmt ihn ungemein. „Ein Verein wie United hätte den Pokal eigentlich so oft wie Bayern, Ajax oder Milan holen müssen“, sagte er bei der Pressekonferenz vor dem Lyon-Match.

Das lag jedoch nicht nur an „Pech“, wie Ferguson vermutet, sondern auch an seiner Transferpolitik – für 270 Millionen Euro kamen seit 1999 ein paar außerordentlich gute, aber auch ebenso viele mittelmäßige Kicker nach Old Trafford.

Vor kurzem wurde er bei einem Essen für wohltätige Zwecke gefragt, ob er lieber Arsenal-Trainer Arsène Wenger oder David Beckhams Frau Victoria erschießen würde, wenn er eine Kugel frei hätte. Seine Antwort lautete: „Kann ich zwei Kugeln haben?“

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