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Harte Worte. Jesper Nielsen ist Gesellschafter der Rhein-Neckar Löwen. Foto: dpa

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Sport: Ein Mann packt aus Zeugenaussage belastet Kiel im Handballprozess

Weiße Turnschuhe, abgewetzte Jeans, graublauer Pullover, in dieser schlichten Montur schritt Jesper Nielsen in den vollbesetzten Saal 232 des Landgerichts Kiel. Und mit der gleichen lässigen Attitüde sagte der Besitzer des dänischen Meisters AG Kopenhagen im Handballprozess aus.

Weiße Turnschuhe, abgewetzte Jeans, graublauer Pullover, in dieser schlichten Montur schritt Jesper Nielsen in den vollbesetzten Saal 232 des Landgerichts Kiel. Und mit der gleichen lässigen Attitüde sagte der Besitzer des dänischen Meisters AG Kopenhagen im Handballprozess aus. So begann ein historischer Tag für die Sportart: Es war das erste Mal, dass ein Handball-Funktionär vor einem Gericht detailliert über angebliche Bestechungen und Manipulationen in europäischen Handball-Wettbewerben berichtet. Im Zentrum stets das Champions League-Finale 2007, in dem der Rekordmeister THW Kiel gegen die SG Flensburg-Handewitt siegte, aber auch andere Partien wie das Halbfinale 2007 gegen San Antonio.

Am zweiten Verhandlungstag wiederholte der Däne seine Aussagen aus dem März 2009 und belastete damit erneut die beiden Angeklagten Uwe Schwenker und Noka Serdarusic, die wie die polnischen Schiedsrichter alles abstreiten. Der Gesellschafter der Rhein-Neckar Löwen referierte vor dem Gericht über die Vorgeschichte des Skandals. Zum Beispiel über jenes Treffen mit zwei weiteren Vertretern der Rhein-Neckar Löwen am 11. Februar 2009 bei Serdarusic, der die Löwen ab Sommer 2009 als Trainer an die Spitze führen sollte. „Da hat Noka gesagt, dass fast alle Schiedsrichter bestechlich sind, das hat mich überrascht“, sagte Nielsen.

Er berichtete auch von einer informellem Preisliste. „Da sollten Unterschiede im Preis sein, es kommt darauf an, ob es ein Viertelfinale, Halbfinale oder Finale ist“, so gab Nielsen den Bericht Serdarusic’ wieder, der die Zeugenaussage konzentriert verfolgte. Das Champions-League-Finale von 2007 habe 90 000 Euro gekostet. Die Kenntnis darüber, sagte der Zeuge, habe ihn selbst in größte Probleme gestürzt: „Da war für mich klar, dass es ganz schwierig ist, Noka als Trainer nach Mannheim zu holen.“

Nielsen erklärte, er habe den damaligen THW-Manager Schwenker im Februar 2009 mit den Vorwürfen konfrontiert. Schwenker habe darauf geantwortet, dass nicht er dafür verantwortlich gewesen sei, sondern Serdarusic. „Er wollte eigentlich nicht ein Teil davon sein, aber der Trainer habe ihn dazu gezwungen“, so Nielsen. Mirjana und Noka Serdarusic hätten am 11. Februar 2009 ebenfalls gestanden, dass das Finale 2007 manipuliert worden sei, so Nielsen, hätten aber Schwenker als allein Verantwortlichen dargestellt. Schwenker habe sich als Manager „unsterblich“ machen wollen. „Mirjana hatte richtigen Hass auf Uwe“, erinnerte sich Nielsen. Er räumte ein, dass der Grund für die Vertragsauflösung mit Serdarusic, die am 25. Februar 2009 verkündet wurde, nur vorgeschoben war.

Die Verteidiger Schwenkers werden den Zeugen am Freitag befragen. Während die meisten Beobachter Nielsens Ausführungen als glaubwürdig einstuften, kritisierten sie, der Zeuge habe sich an kein Detail der Unterredung in Zagreb erinnern können. „Das ist erstaunlich vor dem Hintergrund, dass Nielsen erklärt hat, dass ihn dieser Fall schwer erschüttert habe“, monierte Rechtsanwalt Gereon Wolters.

Die Schwenker-Anwälte gaben zu verstehen, auch weiter das Ziel zu verfolgen, den damals Verantwortlichen der Rhein- Neckar Löwen eine versuchte Erpressung nachzuweisen, um die Profis Nikola Karabatic und Vid Kavticnik billiger nach Mannheim zu lotsen. Von Gewicht ist hier die Aussage Nielsens, Löwen-Manager Thorsten Storm habe ihm am 1. Februar 2009 erklärt, er habe das Gefühl, Serdarusic wolle den THW Kiel mit den Vorwürfen erpressen. Storm ist für den 21. November als Zeuge geladen.

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