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Sport: Ein Mann soll Ruhe bringen

Nach der Entlassung von Trainer Wassilew soll Christian Schreier den 1. FC Union in die Regionalliga führen

Berlin - Jan Glinker wartete noch auf Erklärungen. „Ich weiß nicht, was der Verein damit bezwecken will“, rätselte der Torwart des 1. FC Union. Und Jörg Heinrich war gar etwas mulmig zumute. „Ich sitze nicht gerne hier“, sagte der Sportdirektor des Fußball-Oberligisten aus Köpenick, als er gestern in der Geschäftsstelle des Klubs den neuen Trainer der Öffentlichkeit vorstellte. Die Verpflichtung von Christian Schreier ist nunmehr schon Unions vierter Trainerwechsel seit Sommer 2004. Alle vier fallen in die Ära von Präsident Dirk Zingler, der sich derzeit aus beruflichen Gründen im Ausland aufhält. Mit dem neuen Trainer verknüpft Jörg Heinrich zunächst einmal einen innigen Wunsch: „Ich hoffe, dass jetzt Ruhe einkehrt und wir uns ausschließlich auf die Rückrunde einstellen können.“

Um die Ruhe in der Wuhlheide muss es in den letzten Tagen schlecht bestellt gewesen sein. Der bisherige Trainer Georgi Wassilew, bei seiner Einstellung noch als Messias gefeiert, wurde nämlich nicht in erster Linie aufgrund der schwachen Leistungen seiner Mannschaft in den vier Pflichtspielen unter seiner Regie fristlos entlassen. Die plötzliche Missstimmung gegen ihn stützte sich auf den Vorwurf, der Bulgare zeige nicht genügend Engagement für seinen Klub. „Er ist zum zweiten Mal für einige Tage unentschuldigt nach Bulgarien gereist. Der Aufforderung, früher als am Freitag nach Berlin zurückzukehren, wollte er nicht nachkommen“, sagte Jörg Heinrich.

Wassilew, bereits zwischen 1999 und 2002 Union-Trainer und damals unter Präsident Heiner Bertram auch vorzeitig entlassen, hatte den Aufenthalt in der Heimat damit begründet, es gebe Probleme mit seinem Visum. Heinrich hält dagegen: „Die Ausländerbehörde hat einer Aufenthaltsgenehmigung bis Juni zugestimmt.“

Christian Schreier, Wassilews Nachfolger, hat bis Anfang dieser Woche noch bei Unions Ligakonkurrenten MSV Neuruppin unter Vertrag gestanden. Aber die Neuruppiner, Tabellenführer der Oberliga, haben mangels Finanzkraft erst gar keine Lizenz für die Regionalliga beantragt. Deshalb wollte ihm sein alter Klub auch keine Steine in den Weg legen, erteilte Schreier überraschend schnell die Freigabe. Schreier nahm am Donnerstagnachmittag die Arbeit auf. Sein Ziel: der Aufstieg. „Ich hoffe, dass wir am Ende vor Babelsberg 03 stehen“, sagte Schreier, der heute (19 Uhr 30, Alte Försterei) gegen Ludwigsfelde seine Premiere auf Unions Trainerbank feiern wird. Sofern es dann etwas zu feiern gibt. „Ich wünsche mir viele Zuschauer und natürlich, dass wir gewinnen“, sagte Schreier.

Die Fangemeinde des 1. FC Union, die traditionell eine besonders innige Beziehung zu ihrem Klub pflegt, ist gespalten. Stefan Hupe, Sprecher des Supporter-Vereins „Virus“, reagierte entsetzt auf den Trainertausch. „Ich glaube, dass der Wechsel von langer Hand vorbereitet war“, vermutete Hupe. Unions Abwehrspieler David Bergner weiß, „dass nur mit einem Sieg gegen Ludwigsfelde die Fans wieder zu beruhigen sind“.

Schreiers Vertrag läuft bis 2007, er gilt für die Oberliga und die Regionalliga. Steigt Union in dieser Saison auf, verlängert sich der Vertrag automatisch bis 2008. Nachdem sich Union in einem Abwasch auch gleich noch von Kotrainer Klaus-Dieter Helbig getrennt hat, steht Schreier jetzt ohne Kotrainer da. Das soll so bleiben, allerdings sollen Torwarttrainer Holger Bahra und Teammanager Christian Beeck intensiver in die Arbeit auf dem Rasen eingebunden werden.

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