zum Hauptinhalt

Sport: „Ein paar Regeln halte ich für falsch“

Frank Williams über Reformen in der Formel 1

Sie gelten als Kritiker des neuen Regelwerks in der Formel 1. Freut es Sie, dass nach dem Durcheinander beim Großen Preis von Brasilien die kritischen Stimmen lauter werden?

Moment mal, da muss man differenzieren: Ich und Ron Dennis …

… der Teamchef von McLarenMercedes …

… wir waren in erster Linie nicht mit der Art einverstanden, mit der Fia-Chef Max Mosley die neuen Regeln durchgesetzt hat. Das entsprach nicht dem vorgeschriebenen Prozedere. Und nur das wollen wir geklärt haben. Einige der neuen Regeln sind sehr gut, darüber haben wir uns nicht beschwert. Aber ein paar andere halte ich für falsch.

Mit welchen Regeln sind Sie denn nicht einverstanden?

Zum Beispiel mit den den Parc-Fermé-Bestimmungen. Die besagen, dass zwischen Qualifying und Rennen an den Formel-1-Autos praktisch nicht mehr gearbeitet werden darf. Und damit, dass die Einsatzmöglichkeiten für die Ersatzautos verringert wurden. Diese Autos dürfen wir jetzt nur noch einsetzen, wenn die Rennautos irreparabel kaputt sind.

Das ist doch im Sinne der kleinen Teams und damit der Formel 1 als Gesamtes. Die Kleinen müssen nicht mehr Unsummen in einen großen Wagenpark investieren, um konkurrenzfähig zu bleiben.

Mag sein, aber wir haben mit der Fia Verträge, in denen eindeutig steht, dass wir bei einem Rennen immer ein Ersatzauto zur Verfügung haben müssen, das sofort einsatzbereit ist, um im Falle eines Defekts beim Rennauto konkurrenzfähig zu sein. Die neue Regel aber besagt, dass man mit dem Ersatzauto von hinten starten muss. In diesem Fall sind wir es, die nicht mehr konkurrenzfähig sind.

Auch das Qualifying steht in der Kritik. Früher durfte jeder Fahrer in der Qualifikation für die Startreihenfolge in einem festen Zeitrahmen zwölf Runden drehen. Jetzt starten die Fahrer einzeln nach einer vorgeschriebenen Reihenfolge für nur jeweils eine Runde.

Bei dieser Regel habe ich gemischte Gefühle. Ich weiß nicht so recht, ob das wirklich das Optimale für die Formel-1-Zuschauer ist, selbst für die Zuschauer zuhause vor den Fernsehern. Die meisten haben doch heute eine Aufmerksamkeitsspanne, die nicht über eine Packung Chips und ein Glas Bier hinausgeht. Schauen die sich wirklich das Qualifying vom ersten bis zum letzten Fahrer Runde für Runde an? Auf der anderen Seite, die Startaufstellungen sind nach dieser Regeländerung wirklich ein bisschen durcheinander gewirbelt worden – und kein Fahrer wird beim Qualifying durch einen langsamer fahrenderen Kollegen blockiert. Und auch die kleineren Teams und ihre Fahrer bekommen endlich ein bisschen mehr Aufmerksamkeit.

Nach dem chaotischen Regenrennen von Brasilien gab es den größten Ärger wegen einer Regel, die aus dem Kreis der Teambesitzer kam: Es ist nur noch ein Typ Regenreifen erlaubt, das führte zu zahlreichen Unfällen im Unwetter von Interlagos.

Da gebe ich Ihnen Recht. Es gab schon einen Grund dafür, warum ich einer von drei Teambesitzern war, die ursprünglich gegen diese Entscheidung gestimmt haben.

Das Gespräch führte Karin Sturm

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false