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Sport: Ein Protokoll des Schreckens

Bericht belegt Doping bei Telekom von 1993 bis 2006

Freiburg - Es gibt kaum einen Zweifel mehr: Der Aufschwung des deutschen Profi-Radsports kam durch Lug und Trug zustande. Laut Zwischenbericht der Doping-Untersuchungskommission des Universitätsklinikums Freiburg sollen Fahrer des T-Mobile-Teams und dessen Vorgängers Telekom zwischen 1993 und 2006 unter ärztlicher Kontrolle gedopt haben.

„Jeder kann jetzt erahnen, dass es im Radsport und in vielen Ausdauersportarten so oder so ähnlich abgelaufen ist“, sagte Doping-Kronzeuge Jörg Jaksche, den die Kommission neben anderen früheren Telekom-Profis wie Erik Zabel angehört hatte. Das Protokoll liefert weitere Indizien für eine mögliche Verwicklung von Jan Ullrich. Die Experten-Kommission stieß etwa auf fingierte Patientenakten. „Darunter finden sich Namen wie ,Maier, Ulrich, geboren am 02.12.1937’“, heißt es in dem Bericht. „Wenn man das Geburtsjahr dreht, wird dieser alte Mann deutlich jünger“, sagte der Kommissionsvorsitzende Hans Joachim Schäfer. Ullrich wurde am 02.12.1973 geboren.

Dem zweimaligen Tour-Zweiten Andreas Klöden dürfte der Bericht ebenfalls nicht gefallen haben. „Im Jahr 2000 hat es eine Medikamentenlieferung an die Freundin von Klöden gegeben – eilig, über Nacht“, sagte Jurist Schäfer. Ironischerweise seien die Frachtkosten von 1000 Mark über das Konto ,Dopingfreier Sport’ gebucht worden. Schriftführer des Arbeitskreises ,Dopingfreier Sport’ war der ehemalige T-Mobile-Teamarzt Lothar Heinrich, der wie Andreas Schmid Doping-Praktiken gestanden hatte und entlassen wurde. Ullrich und Klöden haben Doping stets bestritten.

Neben Heinrich und Schmid sollen auch die beiden Mediziner Andreas Blum und Stefan Vogt Zahlungen vom Bonner Rennstall ohne Wissen des Klinikums erhalten haben. Blum und Vogt, die nicht mehr an der Uni-Klinik arbeiten, bestreiten ihre Beteiligung. Die Kommission lieferte außerdem neue Anhaltspunkte für einen „Rhein-Konvoi“ von T-Mobile-Fahrern bei der Tour 2006. Die drei Mitglieder Schäfer, Wilhelm Schänzer und Ulrich Schwabe gehen davon aus, dass sich außer dem geständigen Patrik Sinkewitz mindestens zwei weitere Profis Bluttransfusionen unterzogen hätten. Mit einer Passage über Zabel stiftete das 23-seitige Papier Verwirrung. Es heißt: „Auch Erik Zabel begann im Jahr 1996 während der Tour de Suisse eine dreiwöchige Epo-Kur.“ Schäfer sagte, dies widerspreche nicht dem einmaligen Epo-Doping, das der Sprinter bei seiner tränenreichen Beichte eingeräumt hat. „Das deckt sich absolut.“ dpa

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