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Sport: Ein Rekord gegen die Langeweile

Juan Pablo Montoya will trotz einer enttäuschenden Saison Ferraris Dominanz beenden

Von Karin Sturm

Monza. Im vergangenen Jahr hatte er hier in Italien – im Schatten des 11. September – den ersten Grand Prix seiner Karriere gewonnen. Diesmal setzte er sich im Qualifying gegen Michael Schumacher durch und sicherte sich die siebte Poleposition des Jahres. Dennoch: Mit der Saison 2002 ist Juan Pablo Montoya bisher nicht zufrieden. Kein Sieg mehr seit Monza 2001, immer wieder Ausfälle in aussichtsreicher Position, dazu der generelle Rückstand von Williams-BMW auf Ferrari. Der ehrgeizige Kolumbianer, von vielen als Michael Schumachers zukünftig größter Gegner gehandelt, hat mehr erwartet, das gibt er unverblümt zu. „Ich bin ziemlich enttäuscht“, sagt er.

Da konnten auch die errungenen Polepositionen nicht trösten – vor allem, weil sie ihm bis jetzt eher Unglück zu bringen scheinen. „Ich habe ja nie etwas daraus machen können“, sagt Montoya. „Es ist schon eigenartig. Immer, wenn wir eher hinten lagen, sowieso keine Chance hatten, dann hat das Auto gehalten, war zuverlässig, ich bin ins Ziel gekommen. Und immer, wenn ich Chancen hatte zu gewinnen, ging etwas schief.“ Er zählt auf: „Die Kollisionen mit Michael Schumacher in Malaysia und Brasilien, dann der Motorschaden in Kanada, als ich sogar gegen Ferrari eine Chance gehabt hätte."

Montoyas Motivation hat dadurch allerdings nicht gelitten. Und das nicht nur wegen des widerspenstigen und nicht besonders geliebten Teamkollegen Ralf Schumacher, den es im internen Duell zu besiegen gilt. „Es ist doch völlig normal, dass man immer so schnell wie möglich sein will“, sagt der 26-Jährige. „Egal, wo und gegen wen man fährt. Natürlich ist es noch wesentlich schöner, um Siege zu kämpfen. Aber mit der Motivation habe ich absolut kein Problem.“

Trotz der bisher enttäuschenden Saison hat Montoya seinen Vertrag bei Williams gerade um zwei Jahre verlängert. An Vertrauen ins Team mangelt es ihm nicht: „Williams weiß, wie wir wieder an die Spitze kommen. Es wird sehr, sehr hart gearbeitet, an allen Fronten, und ich bin sicher, dass wir es schaffen können, an Ferrari heranzukommen.“

Und das wäre auch dringend nötig angesichts der Fans, die jammern, wie langweilig die Formel 1 zurzeit sei. Frage an den Fahrer: Würden Sie im Moment Geld dafür ausgeben, sich als Zuschauer ein Rennen anzusehen? Montoya überlegt kurz, meint dann: „Wahrscheinlich schon, denn ich bin ja ein wirklich großer Fan.“ Ein bisschen Verständnis habe er aber schon, dass einige Fans wegbleiben. Selbst im Formel-1-begeisterten Italien lief der Vorverkauf deutlich schlechter als in den vergangenen Jahren.

Das Problem, so sagt auch der Rennfahrer, liege vor allem darin, dass es nur noch wenige spannende Duelle gibt. „Früher gab es auch bei überlegenen Teams wenigstens öfter interne Duelle. Wie Senna gegen Prost oder Piquet gegen Mansell. Das ist bei Ferrari nicht so, das ist eben deren Politik.“ Mehr sagt Montoya nicht, aber dass er diese Politik persönlich für unglücklich hält, hat er immer wieder durchblicken lassen. Gestern bot wenigstens er den Tifosi eine gute Show und fuhr mit einem Schnitt von 259,827 km/h die schnellste Formel-1-Runde aller Zeiten. Ob Montoya auch im Rennen heute Druck auf Ferrari machen kann? „Das wird von den Reifen abhängen. Und davon, ob das Auto dieses Mal hält."

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