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Ab ins Tal. Didier Cuche kam mit den Bedingungen am besten zurecht. Wegen starken Schneefalls war die Abfahrt um 45 Fahrsekunden verkürzt worden.

© AFP

Didier Cuche: Ein Rekord zum Abschied

Didier Cuche gewinnt zum insgesamt fünften Mal die Abfahrt in Kitzbühel und ist nun alleiniger Rekordtitelträger. Nach der Saison beendet der 37-jährige Schweizer seine Karriere.

Als Didier Cuche im Ziel angekommen war und auf der Anzeigetafel die Nummer 1 für die schnellste Zeit des Tages aufleuchtete, stieg der Schweizer ein paar Meter zurück in die Mitte des Auslaufs, damit ihn auch alle Zuschauer gut sehen konnten. Dann schleuderte er in bewährter Manier seinen rechten Ski durch die Luft. Selten hat dieser Jubel dem 37-Jährigen so viel Spaß gemacht wie gestern. Ein wenig musste sich der Schweizer noch gedulden. Erst als die beiden Österreicher Klaus Kröll und Romed Baumann seine Bestzeit knapp verpasst hatten, konnte sich Cuche sicher sein, zum fünften Mal die Weltcup-Abfahrt von Kitzbühel gewonnen zu haben. Als Zeichen des Triumphs und der Erleichterung schwang er noch einmal seine Faust durch die Luft.

Für Didier Cuche war es ein besonderer Sieg, weil es seine letzte Chance in Kitzbühel war. Am Donnerstag hatte er angekündigt, seine Karriere nach dieser Saison zu beenden. „Ich muss nicht mehr siegen, ich darf“, hatte er gesagt, diese Lockerheit half ihm – und das bei schwierigen Bedingungen: Die Strecke hatte wegen starken Schneefalls und Nebels um rund 45 Fahrsekunden verkürzt werden müssen. „Letztes Wochenende habe ich mir in Wengen selbst einen solchen Druck gemacht“, sagte Cuche nach der Siegerehrung. Einmal wenigstens wollte er sein Heimrennen im Berner Oberland gewinnen, kam aber nur als 15. in Ziel. In Kitzbühel dagegen konnte er unbeschwert fahren. „Ich wusste vor dem Start, dass es mein letztes Rennen hier ist.“

Die geschlagenen Konkurrenten verbeugten sich nach dem Rennen vor dem Sieger. „Didier muss brutal gefahren sein“, sagte der Drittplatzierte Klaus Kröll. Schneefall und Nebel erschwerten die ohnehin schon schwere Fahrt. „Es war brutal schwer, die Spur zu treffen, die Brille war ganz schnell zu“, berichtete Kröll. Er selbst war einmal von der rechten Linie abgekommen. Einmal zu viel am Ende hatte der Österreicher drei Zehntel auf Cuche verloren. „Die 30 Hundertstelsekunden wären drin gewesen“, ärgerte sich Kröll.

Noch um 8 Uhr hatte es nach einem ganz anderen Rennen ausgesehen: Die Sonne schien von einem blauen Himmel herab, nur einige wenige Wolken wurden vom Morgenlicht in ein zartes Orange getaucht. Doch nach und nach wurde es dunkler, Wolken und Nebel zogen auf. Eine Stunde vor dem geplanten Start reagierte die Jury: Verschiebung des Starts hinunter in die Alte Schneise, so wie schon einmal 2003. Didier Cuche war es dann, der sich auf die veränderten Gegebenheiten am besten einstellte.

In der Euphorie um den neuen Rekordmann Didier Cuche ging die Leistung von Stephan Keppler beinahe ein wenig unter. Aber ein achter Platz ist für den 28 Jahre alten Rennfahrer vom WSV Ebingen mit weniger als einer halben Sekunde Rückstand ein mehr als achtbares Ergebnis. Am Start war ihm der Stock weggerutscht, sonst wäre ihm vielleicht sogar noch ein besseres Ergebnis gelungen. „Im Mittelteil bin ich mal kurz ins Weiche rausgekommen“, sagte Keppler, der ansonsten mit seinem Rennen sehr zufrieden sein konnte.

Die österreichischen Gastgeber waren weniger glücklich. Wieder war ihnen ein Schweizer weggefahren. Und ausgerechnet beim prestigeträchtigen Heimrennen eine schmerzhafte Niederlage zugefügt. Klaus Kröll tröstete sich nach vier Cuche-Triumphen in fünf Jahren damit, dass es keine weiteren Siege des Schweizers mehr geben wird: „Nächstes Jahr gibt es mit Sicherheit einen anderen Sieger.“ Franz Klammer, den Cuche als Rekordtitelträger in Kitzbühel entthront hatte, suchte Trost in dem verkürzten Rennen und damit verbundener spezieller Mathematik. „Didier hat zwei Sprintabfahrten gewonnen“, sagte Klammer. „Damit sind’s zusammen auch nur vier Siege.“

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