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Sport: Ein Revier, zwei Welten

Die starken Dortmunder lassen den Schalkern beim 3:1 keine Chance und halten sie am Tabellenende fest

Drei gewöhnliche Niederlagen hatte der FC Schalke 04 in dieser Bundesligasaison bislang erlitten, jede für sich bitter, jede enttäuschend. Aber diese hier am Sonntagabend war eine der anderen Sorte. Im Revierderby gegen Borussia Dortmund. Im eigenen Stadion. Und im Grunde ohne Chance beim 1:3. Während die junge, erfrischende Dortmunder Mannschaft dank einer Klasseleistung den dritten Saisonsieg errang, bleiben die mit großen Ambitionen gestarteten Schalker als einzige Mannschaft ohne Punktgewinn auf dem letzten Tabellenplatz.

Der Befund des Trainers fiel niederschmetternd aus. „Außer zu Beginn der zweiten Halbzeit waren wir nie ein richtiger Gegner, weil wir nicht an den Ball wollten“, sagte Felix Magath. Seine Mannschaft sei „von Beginn an völlig verunsichert gewesen“ und habe „ihre Nervosität nie abgelegt.“ Ein solches Maß an Unsicherheit habe er bei seinem Personal zum ersten Mal gesehen. Auch Mannschaftskapitän Manuel Neuer, der im Tor (noch) Schlimmeres verhinderte, ging hart mit dem vermeintlichen Favoriten ins Gericht. „Wir waren mutlos und nicht aggressiv genug, wir haben kein wirkliches Derby gespielt.“

Nach einer kurzen Phase der Orientierung strebte die Dortmunder Jugendbewegung nach vorn und baute einen Druck auf, wie es in der Gelsenkirchener Arena lange keine Auswärtsmannschaft mehr gemacht hat. Ein Kopfball von Sven Bender, der im defensiven Mittelfeld den verletzten Kapitän Kehl ersetzte, blieb noch ohne Wirkung, aber bei den folgenden Vorstößen kamen die Borussen ihrem Ziel immer näher, vor allem bei Subotics Kopfstoß, der für Torwart Neuer unerreichbar war, aber zu dessen Glück von der Latte ins Aus sprang.

Die Schalker wirkten wie überrumpelt und ließen den Gegner gewähren. Die Freiräume, die sich daraus ergaben, nutzte Shinji Kagawa, um sich warm zu schießen – im dritten Versuch vollendete er seine kleine Serie von Schüssen mit dem 1:0. Dabei kam ihm Benedikt Höwedes unfreiwillig zu Hilfe; der Gelsenkirchener Verteidiger fälschte den Ball unhaltbar ab – zur Freude der Dortmunder Anhänger, die das von ihnen als „Herne-West“ bezeichnete Feindesland betreten hatten, obwohl viele organisierte Fans zu einem Boykott des Derbys aufgerufen hatten, um gegen überhöhte Kartenpreise zu protestieren. Im nicht vollbesetzten, aber dennoch gut gefüllten Block, der für Dortmunder reserviert war, fühlten die Besucher sich gut unterhalten. Auf dem Rasen allerdings nutzten die Borussen ihre Spielanteile nicht angemessen. Barrios, Hummels Großkreutz, der die Latte traf, versäumten es, den Vorsprung vor der Pause auszubauen.

Auf der anderen Seite hatten sich auch die Schalker viel vorgenommen. Der verhasste Rivale komme ihnen gerade recht, behaupteten sie. „Das Derby gegen Dortmund müssen wir gewinnen – so oder so, egal was wir vorher gemacht haben“, hatte Magath gesagt. Doch der Siegeswille war seinem Personal nicht anzusehen. Wie so oft mangelte es ihnen an Spielwitz und an Mut, was die Fans dazu animierte, schon in der ersten Hälfte mehr Kampf einzufordern. Die Abwehr geriet des Öfteren in Bedrängnis, wie man es neuerdings von ihr kennt. Das Spiel nach vorn wiederum blieb meist im Ansatz stecken und führte allenfalls zu Standardsituationen. Der rumänische Zugang Ciprian Deac, als Regisseur hinter den drei Spitzen Farfan, Huntelaar und Raúl aufgeboten, brachte sich überhaupt nicht ein; er wurde zu Beginn der zweiten Hälfte gegen Edu ausgetauscht. Die Schalker Fans bedankten sich lautstark bei Torwart Neuer, dass ihre Elf im ersten Durchgang mit nur einem Gegentor davongekommen war.

In den ersten Minuten der zweiten Halbzeit gingen die Schalker energischer zur Sache. Doch wo sich nun ein Wille andeutete, war immer noch kein Weg. Im Gegenteil: Die nun tiefer stehenden, auf Gegenstöße lauernden Borussen schlugen nochmals zu. Nach knapp einer Stunde wurde wieder Kagawa zum Schrecken der Schalker und setzte den entscheidenden Treffer, ehe Sahin als dritter Dortmunder nur die Latte traf. Als in der 62. Minute auch noch Verteidiger Nicolas Plestan wegen wiederholten Foulspiels Gelb-Rot sah, ging es für Schalke nur noch darum, den Schaden in Grenzen zu halten. Das gelang leidlich. In der Schlussphase setzte die Heimelf dem dritten Gegentor von Lewandowski noch den Anschlusstreffer von Huntelaar entgegen. Doch das linderte die Schalker Schmach auch nicht mehr.

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