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Sport: Ein rundes Problem

Warum die Formel 1 nicht mit dem Regen zurechtkommt

Imola . „Manchmal verstehe ich die Formel 1 nicht“, sagt Rubens Barrichello. Der Brasilianer steht in seinem roten Ferrari-Rennanzug am Rand der Rennstrecke von Imola und tippt sich an die Stirn. Es geht mal wieder um die Reifen. Die Fahrer fluchen, aber ihre Teamchefs sind sich nicht einig. Und die umstrittene Regel, nur noch einen Typ Regenreifen pro Rennen zuzulassen, bleibt bestehen.

Darauf hatten sich die Teams im vergangenen Winter geeinigt und dafür das Argument der Kostenreduzierung angeführt. Der eifrigste Verfechter war McLaren-Chef Ron Dennis, der sonst nicht gerade als sparsamer Teamchef gilt. Dennis hatte wohl auch anderes im Hinterkopf: Sein Reifenpartner Michelin hatte im vergangenen Jahr immer arge Probleme mit den so genannten Intermediates, den Reifen für abtrocknende Strecken. Durch die Reduzierung auf nur noch einen Reifentyp hoffte Dennis wohl, sein Partner könne mit der Konkurrenz von Bridgestone mithalten. Deshalb gibt es jetzt keine Reifen mehr für starken Regen, und prompt herrschte vor zwei Wochen beim Großen Preis von Brasilien in Sao Paulo das Chaos. Vor dem Großen Preis von San Marino in Imola wurde nichts geändert, weil die Michelin-Teams sich dagegen sträubten. Und Max Mosley, der Präsident des Weltverbandes Fia, macht die Hersteller für das Desaster verantwortlich: „Selbst schuld, wenn man nach Brasilien keinen echten Regenreifen mitnimmt. Man weiß doch, dass es dort immer stark regnet.“

Nun sind richtig und falsch kaum die angemessenen Vokabeln für die Beurteilung eines Reifentyps. Den „Allwetter-Regenreifen“, den nun einige fordern, den kann es nach Ansicht der Reifentechniker und auch der Fahrer nicht geben. Die Idee von McLaren-Chef Dennis, das Problem durch eine größere vorgeschriebene Profiltiefe zu lösen, halten sie für abwegig und in der Praxis für undurchführbar. Jacques Villeneuve erklärt das so: „Wenn man die Profiltiefe deutlich erhöht, dann hilft das zwar bei viel Regen gegen Aquaplaning. Nur: Damit sich so ein Reifen dann bei etwas weniger Nässe nicht sofort auflöst, müsste er dann extrem hart sein. Und wenn er extrem hart ist, dann kommt er im wirklich Nassen nie wirklich auf Temperatur, und das ist dann extrem gefährlich. Nein, so funktioniert das nicht.“

Fia-Chef Mosley sagt auch, dass er die Problematik schon sehe, „aber ich kann dagegen nun mal nichts tun. Die Regeln haben die Teams unter sich beschlossen, die kann ich doch nicht einfach ändern.“ Auch nicht, wenn es um die Sicherheit der Fahrer geht? Mosley hebt die Arme: „Ich kann nur Maßnahmen zur passiven Sicherheit durchsetzen, und damit hat diese Reifenregelung nichts zu tun.“

Nick Heidfeld kann dieser Argumentation nicht so ganz folgen. „Es sind doch so viele Dinge mit dem Hinweis auf die Sicherheit von der Fia einfach durchgesetzt worden – auch ohne die einstimmige Zustimmung der Teams", sagt der Mönchengladbacher, der für das Schweizer Sauber-Team fährt. „Jetzt geht es wirklich mal um ein sehr ernstes Sicherheitsproblem – und nichts passiert.“ Auch den Hinweis auf die Kosteneinsparung mag Heidfeld nicht akzeptieren: „Dafür muss jetzt jeder Hersteller im Trockenen für jedes Team verschiedene Reifentypen liefern. Das kostet deutlich mehr.“ Der Auto-Schrott von Brasilien erst recht.

Für den Großen Preis von San Marino am Sonntag liegt die Regenwahrscheinlichkeit laut Wetterbericht bei 75 Prozent. Beim Training gestern tröpfelte es schon leicht. Folgt nach Brasilien gleich das nächste Chaos?

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