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Sport: Ein schockierender Sieg

Die Handball-Füchse sind überrascht darüber, wie sehr sie sich zum Bundesliga-Auftakt quälen müssen

Die Gefühlslage bei den Handballern der Füchse schwankte auffällig stark zwischen Glück und Schock. Während Trainer Dagur Sigurdsson nach dem hart erkämpften 31:28 beim TSV Hannover-Burgdorf „froh über die ersten zwei Pluspunkte“ war, gab Manager Bob Hanning unumwunden zu: „Ich habe mir das deutlich einfacher vorgestellt.“ Den Blick auf die nächsten Spiele der Berliner in der Handball-Bundesliga lenkte schließlich Sven-Sören Christophersen: „Es macht ja die Liga so interessant, dass die kleinen Hallen nicht so leicht einzunehmen sind.“ Mit diesen drei Meinungen war oberflächlich bereits die gesamte Bandbreite des Auftritts des letztjährigen Dritten bei einem Team beschrieben, das sich erneut im Abstiegskampf wähnt. Hannovers Geschäftsführer Benjamin Chatton stellte die Relationen auch deutlich dar: „Vergessen wir nicht, wir haben gegen ein Spitzenteam der Bundesliga gespielt, einen Teilnehmer in der Champions League.“ Am Ende hatte es für eben dieses Spitzenteam zu einem mühevollen 31:28 (14:15)-Sieg gereicht.

Ihrem eigenen Anspruch wurden die Füchse also noch nicht gerecht. Es dürfte sie auch nur wenig trösten, dass sich selbst der Meister HSV Hamburg beim 28:22 gegen Lübbecke sehr quälte und der VfL Gummersbach mit 28:36 in Balingen eine Blamage erlebte. „Wir schauen in erster Linie nur auf uns“, sagte Sigurdsson dazu. Der Isländer musste feststellen, dass einiges bei seiner Mannschaft zum Saisonauftakt noch nicht rund lief. Angefangen bei den Torhütern. „Als sich Silvio Heinevetter mal für fünf Minuten entschloss, Bälle zu halten, kamen wir auch auf die Siegerstraße“, konnte sich Hanning gar eine bissige Bemerkung nicht verkneifen. Das offensichtliche Anbandeln des Nationaltorhüters mit dem THW Kiel, von dem sich auch der Füchse-Chef überrascht gab, klang darin mit. Aber auch mit dem Spiel am Kreis durch Kapitän Torsten Laen und den nur sehr kurz eingesetzten Jewgeni Pewnow konnte er nicht zufrieden sein. Und schon gar nicht mit dem Auftritt seiner Halbrechten Alexander Petersson und Mark Bult. Auf deren Linkshänderposition, die oft auch als die Königsposition im Handball bezeichnet wird, wähnt Bob Hanning die Füchse eigentlich stark besetzt.

In Hannover aber wurden die zwei Punkte vor allem anderswo gesichert, durch einen durchsetzungsstarken Christophersen mit acht Toren, den sehr treffsicheren Junioren-Weltmeister Johannes Sellin (6) auf Rechtsaußen, der den verletzten Markus Richwien eindrucksvoll ersetzte, sowie die schnell und frech aufspielenden Regisseure Bartlomiej Jaszka und Ivan Nincevic (je fünf Tore) auf Linksaußen. Hinzu kam der Spanier Iker Romero, dessen Spiel Dagur Sigurdsson „in Ordnung“ fand und über den er schließlich sagte: „Ich glaube, Iker ist froh, dass sein erstes Bundesligaspiel vorbei ist. Er wird uns noch sehr helfen.“

Bereits am kommenden Dienstag beim SC Magdeburg wird das auch dringend notwendig werden. Von dort, wo sich die Füchse im letzten Saisonspiel Anfang Juni den Champions-League-Platz gesichert hatten, erreichte sie ein ganz starkes Signal. Magdeburg besiegte Frisch Auf Göppingen recht sicher mit 25:22 und unterstrich damit eindrucksvoll eine gute Frühform. Für die Füchse wird der Vergleich mit Magdeburg zu einer wahren Standortbestimmung, darin gibt es diesmal keine unterschiedlichen Auffassungen. Zeit bleibt den Füchsen kaum. Bob Hannings Wunsch hatte sich ja in Hannover nicht erfüllt. „Ich war mit dem Glauben dorthin gefahren, dass wir uns relativ früh auf Dienstag konzentrieren können“, sagte er dort noch in der Pressekonferenz etwas geschockt, während neben ihm dem verschwitzten Dagur Sigurdsson die Erleichterung deutlich anzusehen war.

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