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Sport: Ein schwarzer Tag

Unter dem großen Druck unterlaufen den Schiedsrichtern diesmal besonders viele Fehler

Peter Neururer traut sich eine Menge zu. Seine Qualitäten als Fußballtrainer seien so groß, dass er auch bei Real Madrid arbeiten könne, hat er einmal gesagt. Am Samstag hätte er sich gerne für die schwierigste Aufgabe beworben, die es zurzeit im deutschen Fußball gibt: Schiedsrichter in der Bundesliga. „Soll ich denn selbst als Schiedsrichter auflaufen?“, fragte er nach dem 0:1 seines VfL Bochum bei Borussia Dortmund in die Runde und fügte hinzu: „Ich würde es mit Sicherheit objektiver machen.“

Vor zwei Wochen noch schienen die Schiedsrichter unter dem Schutz der Trainer zu stehen. Das ist jetzt vorbei. Zum Teil haben die Schiedsrichter selbst dazu beigetragen. Fehlentscheidungen bei Elfmetern und Toren gab es besonders viele am vergangenen Wochenende, und auch Hellmut Krug, der Abteilungsleiter für das Schiedsrichterwesen im Deutschen Fußball-Bund, sagte: „Wir hatten leider eine Häufung unglücklicher Entscheidungen.“

Im Spiel Werder Bremen gegen Borussia Mönchengladbach entschied Helmut Fleischer nach einem groben Foul von Strasser an Klose im Strafraum nicht auf Strafstoß. In Hamburg pfiff Schiedsrichter Uwe Kemmling einen ebenfalls klaren Elfmeter für Stuttgart nicht. Zum Schiedsrichter wollte sich der Stuttgarter Trainer Matthias Sammer erst gar nicht äußern: „Sonst wird es problematisch mit meiner Weiterbeschäftigung als Trainer.“

Den Bochumern verweigerte Schiedsrichter Hermann Albrecht im Dortmunder Westfalenstadion in der ersten Halbzeit einen Elfmeter und in der zweiten Hälfte einen Treffer wegen angeblicher Abseitsstellung. Neururer sagte daraufhin, er empfinde es als „abstoßend und abstumpfend, wenn wir im Saisonverlauf zwölf Punkte weggepfiffen werden“. Außerdem sagte Neururer: „Wenn es den Fall Hoyzer nicht gäbe, würde ich von einem Skandal sprechen.“

Es ist also nur noch ein kleiner Rest geblieben von der Solidarität mit den Schiedsrichtern. Auch die Schonzeit des Publikums sei nun vorbei, glaubt Hellmut Krug: „An diesem Spieltag waren erstmals vermehrt Schmähgesänge zu hören.“ Für die Leistungen der Schiedsrichter hat der langjährige Bundesligaschiedsrichter Krug eine einfache Erklärung: den Manipulationsfall um den ehemaligen Kollegen Robert Hoyzer. „So wie zurzeit standen die Schiedsrichter noch nie im Blickpunkt und unter Druck.“

Der Zusammenhang zwischen dem Fall Hoyzer und den Fehlern der Schiedsrichter sei unverkennbar. Deswegen werde der DFB die Unparteiischen noch intensiver begleiten als ohnehin schon. „Wir werden mehr denn je Einzelgespräche führen. Die Schiedsrichter brauchen jetzt Unterstützung“, sagt Krug. Der Druck sei zwar enorm, doch Hellmut Krug hält seine Kollegen für so stark genug, dass sie der hohen Belastung standhalten können: „Ich bin überzeugt, dass dieses Wochenende mit dieser ungewöhnlich hohen Fehlerzahl ein Einzelfall bleibt.“

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