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Sport: Ein Sieg der Begeisterung

erklärt Jürgen Klinsmanns Erfolgsrezept Langsam, umständlich, ohne Phantasie. Das war die Hauptkritik an der deutschen Fußball-Nationalmannschaft nach dem Ausscheiden bei der EM in Portugal.

erklärt Jürgen Klinsmanns Erfolgsrezept Langsam, umständlich, ohne Phantasie. Das war die Hauptkritik an der deutschen Fußball-Nationalmannschaft nach dem Ausscheiden bei der EM in Portugal. Diesem Team traute man nicht mehr zu, bis zur WM 2006 wieder konkurrenzfähig mit der Weltspitze zu sein. Nur wenige Monate später können die Deutschen zumindest 75 Minuten lang eine hervorragend besetzte argentinische Nationalmannschaft dominieren. Schneller, härter, kreativer als die Südamerikaner präsentieren sich die Deutschen. Wie kann das sein?

Bundestrainer Jürgen Klinsmann ist kein Zauberer, er hat noch nicht einmal Erfahrung als Chefcoach. Dafür ist er ein gutes Stück mutiger als der deutsche Durchschnittstrainer, und vor allem hat er eine klare Auffassung über den Fußball, den sein Team spielen soll. Bisher hatte man geglaubt, die Deutschen könnten bestimmte Dinge nicht. Beispielsweise kreativ von hinten heraus agieren, intelligente Spielzüge wagen, auf technisch hohem Niveau Tempofußball zeigen. Man hat auch geglaubt, es gebe keine personellen Alternativen zu den Spielern, die Klinsmanns Vorgänger Rudi Völler zur Verfügung standen. Diese Einschätzungen waren falsch.

Ohne Rücksicht auf Namen und Positionen experimentiert Klinsmann, verliert aber sein Ziel nie aus den Augen. Alle Entscheidungen ordnet er seiner offensiv und aggressiv ausgerichteten Philosophie unter. Klinsmann macht seine Spieler stark, nicht nur die Jungen, auch die Routiniers. Am Mittwochabend funktionierte die Mannschaft sogar ohne den derzeit besten deutschen Fußballer, ohne Kapitän Michael Ballack. Der Rest hat sich emanzipiert. Jeder einzelne Spieler hat gezeigt, dass er nicht nur Mitläufer sein will, sondern verantwortlich.

Bleibt die Frage, ob der am Mittwoch enorm hohe Arbeitsaufwand in einem WM-Turnier durchzuhalten ist. Noch muss die Mannschaft wachsen, dazulernen, aber sie soll laut Teammanager Bierhoff lieber mit mehr Begeisterung als mit zu viel Routine spielen. Die kann sie sich ja noch bis zur WM aneignen.

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