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Sport: Ein Spiel für die Ewigkeit

Basel kann Liverpool aus der Champions League werfen

Basel. Die Tage fürs Geschichtsbuch reihen sich beim FC Basel inzwischen wie in einer Lose-Blatt-Sammlung aneinander. Meister sind sie geworden am Rheinknie nach einem Schattendasein über 22 Jahre hinweg. Dann auch noch Cup-Sieger gegen den Erzrivalen Grasshoppers Zürich und schließlich ging in einer aufwühlenden August-Nacht über Celtic Glasgow das Tor zur Champions League auf. Seither tickt die Stadt in Rot und Blau, den Vereinsfarben des FC Basel, und kommt mit dem Feiern nicht mehr nach.

Heute Abend nun kulminiert das Fußballfieber in der Schweiz im „Basler Champions-League-Finale“, wie die „Basler Zeitung“ ganz unprätentiös seit Tagen ihren Sportteil eröffnet. Der FC Liverpool ist die letzte Hürde auf dem Weg in die zweite Gruppenphase. Schon ein Unentschieden würde einen krassen Außenseiter unter die besten 16 Teams Europas befördern. Nach dem FC Bayern München verlöre die Champions League damit einen weiteren Rekordmeister.

„Es wird ein ganz spezielles Spiel“, sagt Basels Trainer Christian Gross, „es könnte sogar eines für die Ewigkeit werden.“ Das klingt hochgegriffen, ist aber dem entwöhnten Schweizer Fußball angemessen. Die großen Erfolge der Nationalmannschaft mit der Generation Chapuisat und Sutter liegen fast zehn Jahre zurück, in der Champions League waren die Schweizer Klubs meistens Zuschauer. Ein einziges Mal, 1996, standen die Grasshoppers Zürich davor, das Viertelfinale zu erreichen, vergaben diese Chance aber durch eine 0:1-Niederlage gegen Ajax Amsterdam. Trainer war damals: Christian Gross.

Aus dieser Erfahrung weiß der ehemalige Bundesligaspieler des VfL Bochum, dass „so eine Gelegenheit wie jetzt gegen Liverpool nicht so oft kommt“. Seine Mannschaft stellt mit das Beste dar, was sich der FC Basel unter der Ägide des Präsidenten René C. Jäggi auf dem Schweizer Markt zusammengekauft hat. In den Tagen vor dem Showdown hat Gross deshalb zusammen mit der Mannschaft die Abgeschiedenheit des Schwarzwalds gesucht. Rund 60 Kilometer von Basel entfernt präpariert er sein Team auf 1000 Meter Höhe im gediegenen Ambiente der Saigerhöh mit Blick auf die verschneite Kuppe des Feldbergs. Die Vorbereitung läuft akribisch und detailliert, wie es seine Art ist.

Die Ruhe im Hochschwarzwald steht im Kontrast zu dem, was heute Abend im seit Wochen mit fast 30 000 Zuschauern ausverkauften St.-Jakob-Park bevorsteht. Beim 2:0-Heimsieg gegen Spartak Moskau und beim 2:2 gegen den FC Valencia zeigten die Basler Fans, warum sie traditionell als das beste Schweizer Fußballpublikum gelten. Den Ritterschlag erhielten sie, als 3000 von ihnen an der Anfield Road das 1:1 verteidigen halfen. Selbst eingefleischte Liverpool-Anhänger konnten sich nicht daran erinnern, dass je ein Europapokalgegner in ihrem Stadion eine ähnliche Atmosphäre geschaffen hätte.

Angesichts dieser Unterstützung verspricht Gross: „Meine Spieler werden stark sein wie Bären.“ Davon lassen sich die Engländer nicht einschüchtern. „Wir kommen weiter“, sagt Trainer Gerard Houllier. Englands Medien nehmen den FC Basel ohnehin nicht ernst. Die Tageszeitung „Observer“ schrieb: „Für Basels Coach Gross wäre ein Weiterkommen wie Hochzeit, Geburtstag und Weihnachten zusammen.“ Und ein neuer Tag für das Geschichtsbuch.

Christoph Kieslich

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