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Sport: Ein Sport wird passend gemacht

Die Deutsche Eishockey-Liga geht heute in ihre 13. Saison – vor allem wegen der Großarenen gibt es einiges Neues

Berlin - Drei Spielminuten können im Eishockey eine halbe Ewigkeit sein. Da kann ein sicher gewonnenes Spiel locker kippen. 15 Pausenminuten sind im Eishockey dagegen nicht viel. Die können dem Fan im Ernstfall nicht einmal zu einem erfolgreichen Ausflug an die Verpflegungsstände in den Hallengängen reichen. Diese bittere Erfahrung musste Andreas Ulrich, Medienbeauftragter der Deutschen Eishockey-Liga (DEL), am Sonnabend bei der Eröffnung des Düsseldorfer ISS-Domes machen. Die Salzbrezel war nicht mal verzehrt, das Getränk kaum gekauft, da droschen Düsseldorfer EG und Kölner Haie auch schon wieder auf den Puck. „Mein Sohn und ich haben einige Minuten verpasst“, erzählt Ulrich.

Ulrichs Problem sollte sich künftig umschiffen lassen, denn in der heute mit dem Spiel Köln gegen Hannover beginnenden 13. DEL-Saison dauern die Drittelpausen 18 Minuten. Eine Sportart passt sich den Bedürfnissen von Hallenbetreibern und Zuschauern an. Dag Heydecker, Marketingleiter der Mannheimer SAP-Arena, sagt: „Wir haben nun die Möglichkeit, in unserem Stadion-TV längere Werbeblöcke zu schalten.“ Und natürlich soll der Getränkeumsatz steigen. „Beim Eishockey ist das Publikum wesentlich konsumfreudiger als etwa beim Handball“, sagt Heydecker. Es sei jünger und komme zahlreicher. „Wir rechnen bei uns im Eishockey mit einem Schnitt von 12 500 Zuschauern“, sagt Heydecker. Tatsächlich ist der Zuschauerboom in der DEL durch die Arenen gekommen. Drei Klubs – Mannheim, Hamburg und Köln – hatten zuletzt fünfstellige Besucherzahlen im Schnitt. Das haben in Europa sonst nur der SC Bern und Frölunda Göteborg geschafft. Der 13 400 Zuschauer fassende ISS-Dome ist bereits die achte neue Arena in der DEL seit 1998, seit Eröffnung der Kölnarena.

Die Handball-Bundesliga hatte vergangene Saison 4575 Zuschauer im Schnitt pro Spiel und hofft in dieser Saison auf 1,5 Millionen Besucher insgesamt (4900 im Schnitt). Was im Handball Rekord wäre, wäre in der DEL ein Einbruch. Vergangene Saison kamen 2,5 Millionen Menschen in die Hallen (6300 im Schnitt). „Die DEL ist der Motor für die neuen Arenen“, sagt Detlef Kornett, Europachef der Anschutz- Gruppe, die in Berlin die O2-Arena errichtet. Dort soll in zwei Jahren der Deutsche Meister Eisbären spielen. DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke glaubt gar, dass die Kölnarena bald „die älteste Halle der DEL“ sein wird. Allerdings hat die Liga, die sich laut Tripcke als „die Eishockey-Liga mit der besten Infrastruktur Europas“ sieht, nun Änderungen vorgenommen, die an ihrer Sportlichkeit zweifeln lassen: Um den Großarenen Planungssicherheit zu geben, gibt es keinen sportlichen Absteiger mehr. Damit fast alle Klubs über die Hauptrunde hinaus noch zu Einnahmen kommen, wurde auch am Play-off-Modus herumgewerkelt: Künftig sind nur die ersten Sechs nach der Hauptrunde direkt für die Endrunde qualifiziert. Der Siebte spielt gegen den Zehnten und der Achte gegen den Neunten nach dem Modus „Best of three“ noch um die Play-offs – womit nur vier Klubs nach der Hauptrunde ausscheiden.

Die Abschaffung des Abstiegs hat bei einigen Fans Verdruss gebracht. Erich Kühnhackl, Trainer von Liganeuling Straubing versteht das: „Auch ich bin für Auf- und Abstieg. Wir sollten nicht alles übernehmen, was aus Amerika kommt.“ Der einstige Nationalspieler sagt aber auch: „Die DEL ist auf einem sehr guten Weg, was ihre Vermarktung und Außendarstellung betrifft.“ Tatsächlich sind Klubs, die während der Saison aus finanziellen Gründen aussteigen, in der DEL seit Jahren Geschichte. Und zumindest hat ja der DEL-Fan noch am Fernseher Planungssicherheit – so er Premiere sehen kann, anderswo läuft die DEL nicht live. Denn wenn ein Spiel übertragen wird, sind Drittelpausen nur 15 Minuten lang. Damit niemand zur Fernbedienung greift. 18 Minuten ohne Eishockey können nämlich auch ganz schön lang werden.

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