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Sport: Ein Stuttgarter schlägt Stuttgart

Der ausgeliehene Marco Caligiuri erzielt beim 1:0 des MSV Duisburg den entscheidenden Treffer

Am Ende trieb Timo Hildebrand die pure Verzweiflung dazu, seinen Arbeitsplatz zu verlassen. Der Torwart des VfB Stuttgart stürmte aus seinem Strafraum an das andere Ende des Platzes, bis er seinem Kollegen Georg Koch direkt in die Augen schauen konnte. Hildebrand wollte die seine Teamkameraden offenbar nicht allein lassen. Die mühten sich seit der 43. Spielminute vergeblich um den Ausgleich gegen den MSV Duisburg, um so wenigstens die große Pleite zum Start der Rückrunde zu verhindern. Aber sie schafften es nicht, und so wurde der Mann zum Matchwinner, der vor ein paar Tagen noch in Diensten des VfB Stuttgart gestanden hatte und nun im Gottlieb-Daimler-Stadion im Trikot des MSV Duisburg den 1:0-Sieg des Außenseiters bejubelte.

Das war bitter für die Stuttgarter. Ausgerechnet jener Marco Caligiuri, den die Schwaben für eineinhalb Jahre an den Ligakonkurrenten ausgeliehen haben, hatte sich kurz vor der Pause vor dem VfB-Strafraum geschickt um die eigene Achse gedreht und den Ball nach einer artistischen Einlage ins lange Eck geschossen. Hildebrand hatte keine Abwehrchance. Für Caligiuri und seinen neuen Trainer Jürgen Kohler war das Tor des Tages ein besonderes. Der 105-malige Nationalspieler Kohler, seit der Winterpause Trainer der Duisburger, konnte gleich im ersten Spiel seinen ersten Sieg feiern. Und Caligiuri hatte sein erstes Bundesligaspiel überhaupt absolviert. Die Schwaben hingegen bezogen erstmals seit dem 21. September 2005 (1:2 gegen den HSV) nach zehn Spielen in Folge wieder eine Niederlage.

Während Kohler zufrieden Bilanz ziehen konnte, haderten die Stuttgarter mit vergebenen Chancen und manch strittiger Entscheidung von Schiedsrichter Peter Gagelmann. Der Referee hatte in der 60. Minute einen Treffer von Mario Gomez wegen einer Abseitsstellung nicht anerkannt. Nach einem sehenswerten Zuspiel von Fernando Meira war es eine zumindest umstrittene Entscheidung. Viel ärgerlicher für die Stuttgarter aber waren die vergebenen Möglichkeiten. Vor allem der Däne Jon Dahl Tomasson tat sich im Auslassen bester Chancen hervor. Nach der Pause setzte sich der vergebliche und in der Schlussphase oft umständlich vorgetragene Sturmlauf des VfB fort.

Nach einer Vorbereitung, die „bestens verlief“, wie Giovanni Trapattoni sagte, hatte der italienische Coach des VfB Stuttgart sogar „von der Champions League“ geträumt. Gestern war er dann sauer. „Das Tor von Gomez war regulär“, sagte Trapattoni. „Es ist nicht das erste Mal, dass wir benachteiligt werden. Aber selbst ein Unentschieden wäre für uns heute zu wenig gewesen.“ Jürgen Kohler war dagegen zufrieden. „Nach 20 Jahren Profifußball weiß ich Siege und Niederlagen richtig einzustufen. Wir haben noch viel zu tun,und es besteht kein Grund, in Jubelgesänge auszubrechen“, sagte Kohler. Für ihn war es ein ähnlich bedeutender Erfolg wie für seinen Spieler Marco Caligiuri, denn der ehemalige Spieler Kohler hat einst bei Juventus Turin auf die Anweisungen von Trainer Trapattoni gehört.

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