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Sport: Ein Tanz ohne Partner

Hertha BSC gewinnt 3:0 gegen Kaiserslauterer, die trotz Abstiegsgefahr einfach nicht mitspielen wollen

Berlin - Zwanzig Minuten vor dem Abpfiff des Fußballspiels hatte der Regiemeister des Olympiastadions einen hübschen Einfall. Da es auf dem Rasen nicht viel zu bestaunen gab, flimmerte auf den beiden riesigen Anzeigetafeln Werbung. Die Botschaft, die auf diesem Wege unters Volk gebracht wurde: Das blaue Hertha-Trikot („langarm“) ist jetzt für 69,95 Euro zu haben. Genau genommen hätte der Schiedsrichter zu diesem Zeitpunkt das Spiel abpfeifen können. Hertha wollte nicht mehr, der 1. FC Kaiserslautern konnte nicht mehr. Das heißt, der Gast aus der Pfalz konnte an diesem Tag überhaupt nichts. Hertha gewann das Spiel vor 36 656 Zuschauern locker und leicht mit 3:0 (1:0) und kletterte in der Tabelle auf Rang fünf.

Marcelinho hatte die Berliner kurz nach dem Anstoß in Führung gebracht. Nando Rafael hatte sich auf der linke Seite durchgesetzt und Herthas Spielmacher schön aufgelegt. Marcelinho hatte keine Mühe, sein sechstes Saisontor zu erzielen. „Bis zur Pause haben wir das Spiel klar dominiert, leider aber vergessen, für klare Verhältnisse zu sorgen“, sagte Herthas Trainer Falko Götz: „Wenn man so schnell führt und der Gegner es einem nicht schwer macht, wird man eingeschläfert, und dann kriegst du vielleicht ein blödes Ding.“ So sah er sich gezwungen, in der Pause seine Mannschaft wachzurütteln. Und so kam sie aus der Kabine zum zweiten Abschnitt, ruckte einmal kurz an, und schoss innerhalb von vier Minuten ein 3:0 heraus. „Damit war das Spiel eigentlich entschieden“, sagte Götz.

Zunächst hatte Stürmer Marko Pantelic nach einem schönen Solo sein viertes Tor im fünften Heimspiel erzielt, kurz darauf legte der Serbe seinem Sturmkollegen Nando Rafael mit der Hacke auf. Für Rafael war es der dritte Saisontreffer. „Wir haben einfach gespielt“, sagte Rafael, „wir wollten das Spiel früh entscheiden, und das ist uns gelungen. Ich denke, dass es besser ist, mit zwei Stürmern zu spielen.“

Trotz der Ausfälle der drei Stammspieler Josip Simunic (Gelb-Sperre), Yildiray Bastürk und Gilberto (beide verletzt) bestimmte Hertha das Geschehen auf dem Rasen. In der ersten Halbzeit errechneten die Statistiker einen Ballbesitz für Hertha von 64 Prozent. Dieser Wert sollte sich bis zum Abpfiff nicht wesentlich ändern, wenngleich die Berliner nach der klaren 3:0-Führung nur noch das Nötigste taten. Was Michael Henke ziemlich ratlos machte. „So eine Leistung ist schwer zu erklären“, sagte der Trainer der Kaiserslauterer, „kein Ballbesitz, keinen Zweikampf gewonnen – das alles hatte mit Fußball nicht viel zu tun.“ Die Pfälzer laufen nun schon zehn Wochen lang einem Sieg in der Bundesliga hinterher und stürzen in der Tabelle der Zweiten Liga entgegen. Dennoch ist Henke, der frühere Assistent von Ottmar Hitzfeld, der im Sommer das Traineramt beim FCK übernommen hat, überzeugt davon, „dass ich in Ruhe weiterarbeiten kann“. Der 48 Jahre alte Trainer behauptet, einen „guten Draht“ zu Vereinsboss René Jäggi zu haben, aber natürlich „müssen wir langsam mal Punkte holen“. Bei einem Sieg der Nürnberger heute gegen Stuttgart würde Henkes Mannschaft auf den letztes Platz zurückfallen.

Die Berliner können der Länderspielpause gelassen entgegenblicken. Mit dem fünften Sieg im sechsten Heimspiel hat sich Hertha im Spitzenfeld etabliert. „Mit etwas mehr Biss wäre ein noch besseres Resultat möglich gewesen“, sagte Götz. Diese Werbung hat Hertha verpasst.

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