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Pavel Horak trägt offensichtlich gerne Pokale durch die Max-Schmeling-Halle.

© dpa

Füchse Berlin: Ein Titel als Rettung

Warum der Erfolg im EHF-Cup für die Füchse Berlin sogar höher einzuschätzen ist als der DHB-Pokalsieg im Vorjahr. Ein Kommentar.

So hibbelig wie am Sonntag hat man Dagur Sigurdsson schon lange nicht mehr gesehen. Der Bewegungsradius des Trainers verdeutlichte die Wertigkeit des Spiels, das da vor seiner Nase ablief. Für die Füchse Berlin ging es beim Finale um den EHF-Pokal ja um nicht weniger als die Frage: Alles oder nichts? Erster internationaler Titel und damit die erneute Qualifikation für den Europapokal? Oder doch eine Saison für die Tonne? Dazwischen gab es: rein gar nichts.

Was bedeutet dieser zweite Titel der Vereinsgesichte nun für den Klub, der nach Jahren in der Versenkung und dem Wiederaufstieg 2007 vor seiner zehnten Bundesliga-Saison steht? Formal betrachtet ist es womöglich anspruchsvoller, so wie im vergangenen Jahr den nationalen Pokal zu holen – weil der EHF-Cup seit Jahren fest in deutscher Hand ist. Elf der letzten zwölf Sieger in diesem Wettbewerb kamen aus der Bundesliga, auch im Finale 2015 duellierte sich der Tabellensiebte aus Deutschland mit Nachbar HSV.

Allerdings darf diese Statistik die Leistung der Berliner nicht schmälern. Der EHF-Cup ist – neben der Champions League – noch immer einer von nur zwei internationalen Titeln, die jährlich vergeben werden. Außerdem kommt es nicht oft vor, dass Berliner Klubs große internationale Titel in populären Sportarten gewinnen. Von den personellen Unwägbarkeiten in den letzten Monaten mal ganz zu schweigen: Coach Sigurdsson musste eine Saison ohne seinen besten Verteidiger (Denis Spoljaric) und seinen besten Angreifer (Bartlomiej Jaszka) auskommen, weil beide verletzt sind. Außerdem hat es der Isländer geschafft, für das Finalturnier ein Team zu motivieren, das in wenigen Wochen auseinanderbricht – ebenfalls keine Selbstverständlichkeit.

Deshalb ist der Titel tatsächlich höher einzuordnen als der DHB-Pokalsieg im Vorjahr. Er hat eine durchwachsene Saison gerettet und ist folglich mehr als nur ein Aufkleber am Mannschaftsbus.

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