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Sport: Ein Wintermärchen

Der VfB Stuttgart feiert Andreas Hinkels Vertragsverlängerung

Stuttgart . Das Ganze hatte etwas von einer Weihnachtsfeier. Als Andreas Hinkel, sein Vater Herbert, der Stuttgarter Präsident Erwin Staudt und Trainer Felix Magath ihre Plätze einnahmen, erleuchtete ein strahlendes Lächeln ihre Gesichter.

Es schien, als verkündeten die Macher aus Stuttgart einen Sieg der schwäbischen Fußballmärchenfraktion über dunkle skrupellose Mächte der Branche, die sonst im kalten Geschäft Profifußball mit Geld und Gold den Ton angeben. Was sonst in Hollywoodstreifen Millionen in den Kinos zu Tränen rührt, präsentierten die Schwaben live und bestens inszeniert vor laufenden Kameras nach dem 3:1-Sieg des VfB Stuttgart über Hannover 96.

„Ich hatte Zweifel an Herbert Hinkel, ich habe Zeichen von Ihnen falsch gedeutet und Ihnen andere Motive unterstellt. Ich möchte mich dafür in aller Öffentlichkeit entschuldigen“, sagte Magath mit sonorer Stimme, und es hörte sich so an, als müsse er bei Glühwein und Gebäck rechtzeitig vor Heiligabend ein paar Dinge gerade rücken. Herbert Hinkel nickte anerkennend, Erwin Staudt lächelte und Hinkels Sohn Andreas setzte seine Unterschrift unter einen neuen Vertrag bis 2007.

„Das ist ein Zeichen für alle jungen Fußballer in Deutschland. Andreas hat sich für die sportliche Perspektive entschieden und auf viel Geld verzichtet, so etwas macht nur ein großer Sportsmann“, sagte Magath. Auch der 21-jährige Nationalspieler sprach ergriffen von einem Zeichen für die Region, mit dem er Fans, Mitglieder und Sponsoren wecken wolle: „Nur zusammen können wir die Großen angreifen.“

Knapp zwei Millionen Euro pro Jahr soll Hinkel nun mit seinem neuen Vertrag „ohne Ausstiegsklausel“ verdienen. Viel weniger, als ihm Schalke 04 (3,5 Millionen) und der AC Mailand in Aussicht stellten. Hauptgrund für die Entscheidung sei gewesen, sich bis zur WM 2006 in Deutschland Teamchef Rudi Völler in der Bundesliga zu präsentieren.

Draußen im Stadion durchfuhr Hinkel ein „Gänsehautgefühl“, als unter den 36 000 Zuschauern ein Jubelsturm losbrach. Wenige Sekunden vor dem Anpfiff hatte der Stadionsprecher die schwäbische Fußballgemeinde mit der Nachricht überrascht: „Heute ist noch nicht Nikolaustag, aber bei uns ist schon Bescherung. Andy Hinkel hat seinen Vertrag bis 2007 verlängert.“ Erstaunt nahmen Zuschauer und Mitspieler die Nachricht zur Kenntnis. Kapitän Zvonimir Soldo, der selbst über einen neuen Vertrag nachdenkt, erfuhr davon erst nach dem Schlusspfiff: „Das ist ja toll, ich habe das nicht mitbekommen.“

Kevin Kuranyi aber, ebenfalls von Schalke und ausländischen Klubs umworben, sagte lapidar: „Das ist schön für den VfB und Andreas. Ich brauche noch Zeit. Seine Entscheidung hat auf mich keinen Einfluss.“ Dem Südwestrundfunk soll Kuranyis Berater Roger Wittmann verraten haben, er empfehle seinem Mandanten „unbedingt beim VfB zu bleiben“. In den Verhandlungen war Wittmann weniger zimperlich und soll eine Jahresgage von weit über zwei Millionen Euro für Kuranyi gefordert haben.

„Ich bin jetzt zuversichtlich, dass auch die anderen bleiben“, sagte VfB-Präsident Staudt. Die anderen, das sind Marcelo Bordon, Fernando Meira und Timo Hildebrand, die ebenso wie Kuranyi noch einen Vertrag bis 2005 haben.

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